© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/17 / 21. April 2017

„Weltoffene“ Wissenschaft zwingt zu wissenschaftsfreier Parteinahme
Entscheidung für den Zeitgeist
(wm)

Weltoffenheit“ ist ein bundesdeutsches Ersatzwort für Erich Honeckers ebenso lächerliches „Weltniveau“. Damit das solchem Agitprop-Vokabular immanente geistige Hinterwäldlertum nicht allzu kraß auffällt, ist der aus tiefster ostholsteinischer Provinz stammende linke Greifswalder Politologe Hubertus Buchstein nunmehr um dessen „wissenschaftsinterne Begründung“ bemüht (Forschung & Lehre, 3/2017). Gestützt auf Robert K. Mertons 1942 schon nicht mehr taufrische Definition, wonach wissenschaftliches Wissen international kommunizierbar ist und mithin Wissenschaft und Universalismus als Synonyma gelten, folgert Buchstein selsamerweise, daß „weltoffene Wissenschaft“ sich nicht mit wissenschaftlich fundierter Kritik an Massenmigration vertrage. Wo für Merton Wissenschaft ohne „genügend Raum für Zweifel und Kritik“ undenkbar war, plädiert Buchstein in der „gegenwärtigen Auseinandersetzung politischer Akteure“ für eine vom Zweifel nicht angenagte „klare Parteinahme“, um gegen „zunehmenden Nationalismus erfolgreich zu sein“. Gegen Kritiker der Massenmigration, für Buchstein zweifelsfrei „Fremdenfeinde“, müssen Wissenschaftler daher „Stellung beziehen“. Selbst auf die Gefahr hin, wie einst im Dritten Reich und in der DDR, abermals dem „politischen Zeitgeist“ aufzusitzen.


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