© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/17 / 21. April 2017

Umwelt
Keine guten Aussichten
Volker Kempf

In Tansania liegt das Selous Game Reserve, ein Wildtierreservat, das mit 50.000 Quadratkilometern größer als Niedersachsen ist. Ursprünglich von Hermann von Wissmann, dem Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, begründet und später nach dem britischen Großwildjäger Frederick Selous benannt, leben dort heute noch 3.700 Löwen, Zehntausende Gnus oder vom Aussterben bedrohte Wildhunde. Wegen seiner Artenvielfalt wurde das Reservat 1982 zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt. Seit 2014 zählt es zu den bedrohten Welterbestätten. Die Gründe sind vielschichtig, der Energiehunger Afrikas und der Welt spielt aber eine entscheidende Rolle. Ein Staudamm soll gebaut werden, 1.100 Quadratkilometer drohen überschwemmt zu werden. Im Süden des Gebietes gibt es Uranvorkommen.

Der Rohstoffhunger verlangt neue Straßen, die auch Wilderer nutzen werden.

Um das uranhaltige Erz aus dem Gestein herauszulösen, werden hochgiftige Chemikalien eingesetzt, wovon die Protagonisten der „CO2-freien“ Atomenergie selten reden. Zudem werden radioaktive Begleitelemente freigesetzt, die in die Flüsse gelangen. Das gefährdet weite Teile des Reservats. Der Rohstoffhunger verlangt neue Straßen, die erfahrungsgemäß auch Wilderer nutzen werden. Auch der Abbau von Gas und Öl ist geplant – das macht dann dem Reservat zusätzlich zu schaffen. Afrika selbst wird seine Bevölkerung von derzeit 1,1 Milliarden Menschen bis 2050 mehr als verdoppeln. Der Druck auf die Natur steigt auch dadurch. Das sind keine guten Aussichten für Wildtierreservate. Handlungsmöglichkeiten gibt es dennoch: Umweltverbände wie der WWF setzen auf die Ausbildung von Rangern für den Einsatz gegen Wilderer und sorgen für Aufklärung über den Uranbergbau. Juristischer Beistand für Naturschützer ist zudem Teil der Strategie, Naturräume zu bewahren.