© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/17 / 28. April 2017

Isik Abla war eine entschlossene Apologetin des Islam. Heute warnt sie vor ihm.
Bereit zu sterben
Fabian Schmidt-Ahmad

Obwohl gerne bestritten, ist die Islamisierung des Abendlandes inzwischen unübersehbar. Doch umgekehrt gibt es auch Christen, die die islamische Welt missionieren wollen. Eine Schlüsselrolle nehmen dabei Konvertiten ein. Eine davon ist Isik Abla. Einst selbst radikale Anhängerin des Islam, warnt sie heute vor diesem. Dort, meint die Ex-Muslima, habe das Morden „reinigenden, ja sakralen Charakter“. Die Reduzierung der Gefahr auf den „Terrorismus“ hält sie für falsch: Einwanderung sei „eine Invasion mit einem klaren Eroberungsplan“.

Dem von ihr ausgemachten Eroberer auf eigenem Territorium zu begegnen ist Ablas Weg. Ihr Werkzeug – das Internet. Ebenso wie Islamprediger damit Jugendliche in Marxloh oder Neukölln beeinflussen, geht auch Abla mit ihrem Online-Portal auf Sendung – allerdings aus ihrer neuen Heimat, den USA. Hier kann man sich auf englisch, türkisch, arabisch oder farsi durch Reportagen und Beiträge informieren. Zielgebiet ist der Nahe Osten. Millionen Moslems habe sie, sagt Abla, so bereits erreicht.

Was die Frau mit dem breiten Lächeln predigt, ist allerdings kein subtiles Christentum. Wer heute in der islamischen Welt missioniert – das sind vor allem evangelikale Christen, zu denen auch Abla gehört –, tut das oft unter Lebensgefahr. Theologische Spitzfindigkeiten, Historisierung und vor allem religiöse Selbstzweifel vernimmt man von ihr nicht. Das Böse ist mächtig, doch wer an den Heiland glaubt, hat das ewige Leben. Jesus liebt dich! Das ist die einfache, immer wiederkehrende Botschaft Ablas, die sie mit aktuellen Fragen aus dem Alltag von Moslems verknüpft.

Eben die Liebe war es, die Abla im Islam vermißte. 1970 in Istanbul geboren, krankte ihre Familie, wie sie berichtet, trotz westlichen Lebensstils an überkommenen islamischen Wertvorstellungen. Das Gefühl der Minderwertigkeit, der Wertlosigkeit als Frau, habe sich von der Mutter auf die Tochter übertragen. Diese suchte ihr Heil gerade im Islam, trug plötzlich Kopftuch, bewegte sich in radikalen Kreisen, träumte davon, „für Allah zu sterben“. An der Universität agitierte sie, lieferte sich Debatten mit sozialistischen Studenten.

Gegen den Rat der Eltern heiratet sie mit 19 Jahren einen gleichgesinnten Kommilitonen. Doch die Eltern sollten recht behalten. Mit Gewalt hielt Ablas Mann sie gefügig. Sexuell an ihr desinteressiert, dient seine inzwischen beruflich erfolgreiche Ehefrau der finanziellen Ausbeutung. Auf Geschäftsreisen erlebte Abla jedoch die Freiheit des Westens. Sie zwang ihren Mann zur Scheidung, floh in den neunziger Jahren nach Amerika, stürzte sich ins Leben und erfuhr schließlich in evangelikalen Kreisen ihre Erweckung. In ihrer Autobiographie schildert sie, wie ihre Taufe sie von Angst und Haß befreite. Hiervon will sie anderen Moslems künden. Isik Abla hat ihre Mission gefunden.