© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/17 / 05. Mai 2017

Aufgeschnappt
Pastors Prioritäten
Matthias Bäkermann

Auch wenn der Landrat des Kreises Rendsburg-Eckernförde, Rolf-Oliver Schwemer, am vergangenen Sonnabend sein Machtwort in den Kieler Nachrichten erneuerte („Wir haben die Unterbringung des Flüchtlings in der Kita untersagt. Ein Kirchenasyl bezieht sich nur auf die Räume der Kirche.“), hat Pastor Manfred Schade letztlich sein Ziel erreicht. Sein in den Kellerräumen des evangelischen Kindergartens im schleswig-holsteinischen Flintbek untergebrachter Schützling aus Eritrea kann jetzt, nach Ablauf der Dublin-Sechsmonatsfrist, sein Asylverfahren in Deutschland durchlaufen, eine drohende Abschiebung nach Italien konnte abgewendet werden. 

Zudem konnte Schade renitenten Eltern, die ihr Unbehagen über einen erwachsenen Fremden in direkter Nähe zu ihren Kleinsten laut machten, seinen Katechismus über den „unaufgebbaren Auftrag der Kirche, der sich aus dem Evangelium begründet“, einhämmern, womit Schade das auf die Kita ausgedehnte Kirchenasyl meint: „Da es objektiv nichts gibt, wovor man Angst haben müßte, sei Besorgnis sachlich aus unserer Sicht nicht nötig“, ließ der 60jährige die Eltern wissen. Skeptikern an dieser „Haltung“, mahnt er in protestantischer Strenge, „mag eine Abmeldung der Kinder aus unserer Kita als ein notwendiger Schritt erscheinen“.