© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/17 / 05. Mai 2017

Leserbriefe

Zu: „Geschlossen in den Wahlkampf“ von Dieter Stein & „Et hätt noch immer jot jejange“ von Hinrich Rohbohm / Christian Vollradt, JF 18/17

Befremdliche Berichterstattung

Es erstaunt mich, wie die von links bis klerikal initiierten Protestveranstaltungen in Presse und Funk heruntergespielt werden. Blockaden, bei denen es „nur“ ein paar Rangeleien, ein paar verletzte Polizisten und Sachbeschädigungen gibt, werden als „weitgehend friedlich“ eingestuft. Es ist befremdlich, wie selbsternannte „aufrechte Demokraten“ mit Gewaltbereitschaft den Parteitag einer demokratisch gewählten und in elf Landtagen vertretenen Partei verhindern wollten. Daß die AfD sich derweil durch ihre Personalquerelen zum Teil selbst demontiert, erinnert an die Geburtswehen der Grünen, deren Parteitage aber nicht behindert wurden. Ob sich die Partei wirklich bewähren wird, muß sie in der parlamentarischen Praxis zeigen, Vorverurteilungen sind fehl am Platze.

Dr. phil. Friedrich Lederer, Bad Reichenhall




Verletztes Versammlungsrecht

Der eigentliche Skandal ist der von den Medien unterschlagene Rechtsbruch:  Die Protestierer gegen den AfD-Bundesparteitag begingen nicht nur strafbare Handlungen (Nötigung, Körperverletzung, Verstöße gegen das Versammlungsgesetz etc.), sondern offenbarten auch – selbst als Gewaltlose – ein gestörtes Verhältnis zu unserer verfassungsmäßigen Grundordnung. Denn nach Art. 21 Abs. 1 S. 3 GG in Verbindung mit den Anforderungen des Parteiengesetzes ist eine Partei verpflichtet, per Satzungsrecht die Abhaltung von Parteitagen vorzuschreiben. 

Die ausdrücklich von den „Demonstranten“ geplante Verhinderung des AfD-Parteitages ist also nichts anderes als Gesetzesbruch unter Mißachtung des Versammlungsrechts. Was würden wohl die daran mitwirkenden Politiker, wie die NRW-Ministerpräsidentin und die Kölner Oberbürgermeisterin sagen, wie würden sie aufheulen, wenn „rechte“ Demonstrationen gegen SPD-Parteitage stattfänden? Warum begegnet man der AfD nicht mit Sachargumenten gegen deren siebzig Seiten Wahlprogramm?

Dr. Albrecht Giese, Emmelshausen




Katastrophales Ergebnis

Sie nennen das Ergebnis des AfD-Parteitages: „Geschlossen in den Wahlkampf“. Ich würde das Ergebnis lieber „Zerrissen in den Wahlkampf“ nennen. Es ist eine Katastrophe, daß Frauke Petry mit ihrem schlecht vorbereiteten und präsentierten Antrag gescheitert ist. Vor Beginn der wichtigen Wahlen ist es von existentiellem Wert, die strategische Ausrichtung auf einen liberal-konservativen (Weidel) Weg einzuschlagen. Das Schicksal der Republikaner sollte Warnung genug sein. Man kann doch nicht allen Ernstes glauben, daß die Wähler AfD wählen sollen, obwohl sie nicht wissen können, für was die Partei steht. Professor Meuthens finale Ansage, mit den heute Regierenden niemals zusammenzuarbeiten, zeigt eine erschreckende Kurzsichtigkeit. Glaubt er, die AfD wird die CDU ablösen?!

Eilhard Mitscherlich, München




Die AfD vertritt die Kirchen

Dank und Anerkennung für Ihre mutige, ausgewogene Berichterstattung. Angesichts der Protestaktionen aller Kirchen gegen den AfD-Bundesparteitag in Köln stellt sich die Frage: Was ist hier unchristlich? Das Eintreten für die traditionelle Familie und gegen die Islamisierung Deutschlands mit den Folgen der Juden- und Christenverfolgung in Deutschland? Wer das AfD-Parteiprogramm liest (wohl kaum ein Protestierer dürfte sich die Mühe gemacht haben), stellt fest: Die AfD vertritt christliche Werte wie die CDU vor dreißig Jahren. 

Es stünde den Kirchenfürsten gut an, parteipolitisch neutral zu sein und sich nicht in komplexe Sachverhalte einzumischen, von denen sie mangels differenzierter Denkweise nichts verstehen. Der rot-grüne (Un-)Geist insbesondere der EKD erinnert in fataler Weise an die profillose Haltung der Deutschen Christen im Dritten Reich, immer auf der Woge des Zeitgeistes zu schwimmen. Anstelle der völlig deplazierten Parole „Unser Kreuz hat keine Haken“ wäre für die Bischöfe Bedford-Strohm und Marx der Satz treffender: „Unser Kreuz hängen wir in Jerusalem ab.“ 

Bedauerlicherweise wird diese Demonstration auch bei Personen, die begeisterte Anhänger der Sache Jesu sind, zu weiteren Kirchenaustritten führen.

Dr. Wolfgang Link, Gengenbach




JF oder Heimat für Kiezdeutsch

„Und Wahlkampf kann die AfD“. Noch vor sieben Jahren hat die JUNGE FREIHEIT sich über diese Sprachschluderei lustig gemacht und sie dem Journalismus der Bild-Zeitung zugeordnet. Nun scheint Kiezsprech auch bei der JF salonfähig zu werden. Wird man demnächst im Blatt lesen: „So muß Politik“?

Jan von Flocken, Fredersdorf






Zur Meldung: „Schulz verurteilt Kirchenkritik der AfD“, JF 18/17

Überzeugende Disqualifizierung

Die Äußerungen von Herrn Schulz zeigen wieder einmal, daß er sich mit jedem Satz, den er verbreitet, immer mehr für das Amt des Bundeskanzlers disqualifiziert. Sein Abgleiten in die Sprache der Empörung ist Ausdruck einer geistigen Hilflosigkeit, beweist, daß er keine sachlichen Argumente gegen die Aufforderung von Herrn Hampel ins Feld führen kann. Dies ist aber der übliche Stil der Vertreter der sogenannten, besser selbsternannten, gesellschaftlich relevanten Gruppen, wenn sie Meinungen und Ansichten anderer diskreditieren wollen, ohne über stichhaltige Gegenargumente zu verfügen. Was soll eigentlich an der Äußerung Herrn Hampels „unfaßbar“ sein? Es gibt weder eine gesetzliche noch moralische Verpflichtung, der evangelischen oder der katholischen Kirche anzugehören. Die Aufforderung, einer der Kirchen beizutreten, ist daher ebenso eine legale freie Meinungsäußerung wie eine Aufforderung, aus einer der Kirchen auszutreten, insbesondere, wenn man hierfür triftige Gründe anführen kann. 

Vielleicht hätte Martin Schulz, bevor er den Brief verfaßte, die Bemerkung  Alexander Kisslers (abgedruckt in Ihrer Rubrik „Zitate“, selbige JF-Ausgabe) lesen sollen. Dort zeigt sich wieder mal, wer die Spaltung unserer Gesellschaft betreibt: jene, die alle Mitbürger, die andere Ansichten zu Staat und Gesellschaft haben, ausgrenzen, diskreditieren und letztendlich mundtot machen wollen. Diese Haltung macht die Aufforderung zum Kirchenaustritt nachvollziehbar. Wieso sollte jemand mit der Entrichtung der Kirchensteuer die Agitation, die gegen ihn betrieben wird, auch noch mitfinanzieren.

Dr. Fritz Peter Heßberger, Karlstein






Zu: „Vergessene Dauerfehden“ von Marc Zoellner, JF 17/17

Getürkte Darstellung

Griechenland „ringt“ nicht mit der Türkei, sondern verteidigt sein (!) Territorium. Es ist die Türkei, die seit der Unabhängigkeit Griechenlands vom osmanischen Joch, ständig und immer wieder Gebietsansprüche gegen Griechenland stellt (und nicht umgekehrt), das die See-, Luft- und Landgrenze nicht anerkennt und von angeblichen „grauen Zonen“ spricht. Es sind türkische Seestreitkräfte und Flugzeuge, die täglich  in den griechischen Luftraum fliegen oder in die Hoheitsgewässer eindringen. Nicht umgekehrt. 

Es sind türkische Nachrichtensendungen, Karten und Bücher, die eine Großtürkei zeigen, nicht nur zu Lasten Griechenlands. Das Wettrüsten, ist einzig und allein der Tatsache geschuldet, daß weder Nato noch die EU Griechenlands Grenzen garantieren wollen. Also nicht mal gegenüber dem eigenen Nato-Partner und de jure EU-Anwärter Türkei. Übrigens ist es die Türkei, die vierzig Prozent des Euro- und EU-Mitglieds Zypern völkerrechtswidrig besetzt hält. Schon mehrmals hat in den letzten Jahrzehnten Griechenland um eine Garantie seiner Grenzen gebeten, um die enormen Rüstungsausgaben endlich senken zu können. Vergeblich. Auch „eskalierte“ der Streit im Januar 1996 nicht. Er trat da erstmals auf. Als „Willkommensgruß“ und „Testlauf“ an den neuen griechischen Ministerpräsdenten Kostas Simitis. Es handelte sich um eine gezielte Provokation, es „lief“ kein Frachter „auf“. 

Der „abgestürzte“ Hubschrauber wurde geborgen und wies Einschußlöcher auf, wurde er doch von türkischen Kommandos abgeschossen, die zu diesem Zeitpunkt Imia kurzzeitig besetzt hatten. Die USA nutzten den Zwischenfall, um den Griechen sechs gebrauchte (veraltete) Fregatten aufzuzwingen – zu Lasten einer bekannten deutschen Werft, die die Aufträge eigentlich schon sicher hatte. 

Imia ist und war schon immer griechisch. Das wissen die Türken. Ihre eigenen Karten, auch Militärkarten (!) weisen Imia als griechische Inseln aus, ebenso die Nato-Karten. Oder glaubt jemand tatsächlich, der Chef des türkischen Generalstabs der Armee ließe sich am Betreten einer türkischen Insel  hindern? Wäre es eine türkische Insel, hätte man die Griechen gnadenlos zusammengeschossen. Zudem ist der „Befreiungskrieg“ ein türkischer Begriff für den griechisch-türkischen Krieg 1919–1922. Damals „befreiten“ die Türken das seit Jahrtausenden mehrheitlich von Griechen (dann von Armeniern) bewohnte Kleinasien. Zu guter Letzt: Imia liegt auch nicht innerhalb der türkischen Drei-Meilen-Zone, sondern 600 Meter westlich davon, gehört also nicht zur Türkei. Auch ist (!) Imia ein fester Bestandteil des Dodekanes, und 1947 von Italien mit all den anderen Dodekanes-Inseln (viele übrigens ohne Namen, weshalb die Türken diese für sich beanspruchen) an Griechenland zurückgegeben worden. 

Völlig falsch ist auch, Griechenland fürchte „zu Recht“ den Anruf in Den Haag. Im Gegenteil: Athen hat Ankara mehrmals (!) den Vorschlag unterbreitet, dies zu tun, mit der Ankündigung, jeden Schiedsspruch, auch zum eigenen Nachteil, zu akzeptieren! Es sind die Türken, die diesen Gang scheuen.

Alexander Esslinger, Stuttgart






Zu: „Die Steine sprechen deutsch“ von Thorsten Hinz, JF 17/17

Jahrhunderthalle jetzt polnisch

Zu dem ausgezeichnet recherchierten Bericht möchte ich die von mir vor Jahren besuchte imposante Breslauer Jahrhunderthalle (heute: Hala Ludowa, deutsch: Volkshalle) als erwähnenswert anfügen, die von 1911 bis 1913 zum Gedächtnis an die Befreiungskriege errichtet wurde. Während die Halle außen als großer polnischer Kuppelbau gepriesen wird, findet man innen eine Tafel mit dem Namen des Architekten, dem Stadtbaurat Max Berg.

Prof. Dr. Eberhard Willich, Heidelberg






Zu: „Entscheidung für den Zeitgeist“, Ressort Wissen, JF 17/17

Wirklich wie bei Erich Honecker

Die „Weltoffene Wissenschaft“ ist so wissenschaftlich wie die Deutsche Demokratische Republik demokratisch war.

Dr. Hartfmut Heinlein, Eschershausen






Zu: „Aufgeschnappt / Alle Farben dieser Welt“ von Matthias Bäkermann, JF 16/17

Politisch-korrekte Reinigung

Als ich neulich bei einer „hautfarbenen“ Nachhilfeschülerin (13) war und sie unter ihren zahlreichen Buntstiften nach einem Bleistift suchte, ließ sie sich über die Bezeichnung „fleischfarben“ aus, welche ihr sehr seltsam und auch etwas abstoßend vorkam. Während im Fall Faber-Castell noch der Einwand verschiedener Hautfarben vorzubringen wäre (wobei konsequenterweise „schweinefleischfarben“ ein besserer Ersatz gewesen wäre, um etwa Rinder oder Hirsche nicht zu diskriminieren), grenzt die Übereifrigkeit im Fall Nivea an Verfolgungswahn. Doch wenn schon, sollte man nicht auf halbem Wege stehenbleiben: Nach der Abschaffung der Negerküsse ist die politisch korrekte Sprachbereinigung bei Wörtern wie „schwarzsehen“, „Schwarzmalerei“ oder „sich schwarz ärgern“ längst überfällig. Auch wäre mal die afroamerikanische Bewegung unter dem Motto „Black is beautiful“ in Augenschein zu nehmen. Diskriminiert dieser Spruch nicht uns „Fleischfarbene“?

Achim Hammacher, Bonn






Zu: „Gesetz der grünen Großzügigkeit“ von Peter Möller, JF 16/17

Unheilige Zweifaltigkeit

Grüne und Rote, diese unheilige Zweifaltigkeit, bestreiten den Wahlkampf mit ihren alten Utopien: Die Roten beklagen die mangelnde soziale Gerechtigkeit, der zufolge zehn Prozent der Bevölkerung mehr als die Hälfte der Vermögenswerte in Besitz haben. Das sind in der Regel Fabriken, die Arbeitsplätze bieten und Steuern erwirtschaften. Entsprechend zahlen die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung 50 Prozent der Steuern. In der DDR waren alle Fabriken in Regierungshand, was nach 40 Jahren sozialistischem Siechtum zum Zusammenbruch führte. 

Die schlimmsten Utopisten sind die Grünen. Weil es, allerdings auch wegen des pränatalen Massenmords (Rote und Grüne sehen in der Abtreibung ein Menschenrecht, nicht etwa Mord im Mutterleib) zuwenig Beitragszahler für die umlagefinanzierte Rente gibt, brauchen wir Fachkräfte aus dem Ausland, die, so die Grünen, durch erleichterte Einwanderung zu uns kommen sollen. Doch die Green Card zur Fachkräfte-Anwerbung lockte nur wenige. Manche gingen auch bald wieder. Für Tüchtige sind hier die Steuern zu hoch, die Entfaltungsmöglichkeiten zu gering. Auch die Blue Card brachte nicht den erwünschten Zustrom an Fachkräften. Stattdessen kommen nach Deutschland die Schlaraffenland-Sucher: Unqualifizierte aus den Unterschichten im Nahen Osten und Afrika, die zudem oft nicht integrierbar sind (siehe Parallelgesellschaften). Die jungen Männer, die behaupten, „Schutz“ zu suchen und doch ihre Familien „schutzlos“ zu Hause lassen statt für sie zu kämpfen, werden ihre zahlreiche Verwandtschaft ganz legal hierher bringen und uns Hunderte von Milliarden kosten. Das ist keine German Angst, sondern Voraussicht.

Dr. Reinhard Böhler, Lauf