© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/17 / 05. Mai 2017

JF-Intern
Wenn die Zeit stillsteht
Vera Wischnewsky

Mittwoch mittag voriger Woche, kurz nach 13 Uhr: Alle Kollegen arbeiten konzentriert vor sich hin. Auf einmal gehen Lichter und Computer aus, die Drucker hauchen mit einem leisen „Phhhh“ den letztem Atem aus, und die Telefone auf den Schreibtischen sind verstummt. Stromausfall bei der JF. Jeder Mitarbeiter ist von seiner momentanen Arbeit abgeschnitten, unterbrochen im Alltag. Man trifft sich, Informationen werden ausgetauscht. Der Stromausfall betrifft das ganze Haus, das gesamte Viertel. Ein Blick auf die Straße: Der Friseur steht vor seinem Laden, die Ampel an der Kreuzung ist ebenfalls aus. Und während dieser Stromunterbrechung steht die Zeit einfach still. Die Atmosphäre ist komplett verändert in den Redaktionsräumen. Man weiß nicht, wie lange wir von der Außenwelt abgeschnitten sind. Handys werden gezückt, der Empfang verschiedener Netze verglichen. Fast droht die Redaktionskonferenz auszufallen, weil die notwendigen Seiten noch nicht ausgedruckt sind. Zehn Minuten später flammt das Licht wieder auf, die Drucker starten, die Computer nehmen ihren Dienst wieder auf, und zuletzt gehen die Telefone an. Der Alltag ist wieder da. Im nachhinein erfahren wir: Ein Brand im Umspannwerk Mitte hat 95.000 Haushalte in Berlin vom Strom abgeschnitten.