© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/17 / 12. Mai 2017

Donauschwaben in Serbien
Wandel der Gedenkkultur
Werner Harasym

Der Völkerrechtler Dieter Blumenwitz stellte in einem Gutachten fest, bei den Verbrechen an der deutschen Volksgruppe in Jugoslawien zwischen 1944 und 1948 handle es sich um Völkermord. Nun weihte der serbische Regierungschef Aleksandar Vucic eine Gedenkstätte in Jarek ein. Dort befand sich das drittgrößte Vernichtungslager, 7.000 Donauschwaben fanden den Tod. Seit 2005 hatte sich die Landsmannschaft der Donauschwaben um einen würdigen Gedenkort bemüht. 

Das Gedenken zeigt zweierlei. Erstens ist in Serbien ein Wandel der Erinnerungskultur unübersehbar. Die Verbrechen an den Donauschwaben werden durch die Errichtung einer Vielzahl von Gedenkstätten sowie das Wirken zahlreicher serbischer Intellektueller enttabuisiert. Daß erstmals ein serbischer Regierungschef an einer solchen Gedenkfeier teilnimmt, kann durchaus als Höhepunkt einer erfreulichen Entwicklung bezeichnet werden. Zweitens ist die Unterstützung der Vertriebenen durch die deutsche Politik mangelhaft. Auch bei der jetzigen Gedenkfeier für die donauschwäbischen Zivilopfer war kein Bundesminister vor Ort. Es wird Zeit, daß der Wandel der Erinnerungskultur auch Deutschland erreicht.






Werner Harasym war von 2009 bis 2011 Vorsitzender der Donauschwäbischen Kulturstiftung