New York 1969. Pearl Berman (Shirley MacLaine), eine attraktive Fünfzigerin mit zwei ziemlich neurotischen Töchtern (Kathy Bates, Marcia Gay Harden) und einer recht energischen Mutter (Jessica Tandy), hat gerade ihren Mann Jack verloren. Zwar hatten sich die beiden schon seit vielen Jahren auseinandergelebt, aber Pearl trauert dennoch aufrichtig um ihn. Aber dann erscheint plötzlich Joe Meledandri (Marcello Mastroianni), ein vornehmer älterer Italiener, den Pearl vor fast dreißig Jahren durch ihren Gatten kennenlernte. Joe hatte sie seit dieser Zeit heimlich verehrt und geduldig auf seine Chance gewartet. Jetzt findet er endlich den Mut, ihr seine Zuneigung zu gestehen und lädt sie zum Essen ein. Pearl sagt nach kurzer Bedenkzeit auch zu, aber ihre Familie ist entsetzt über diese vermeintliche Pietätlosigkeit. Ihre Mutter droht mit ihrem Sarkasmus alles zu zerstören, und auch ihre Töchter versuchen die sich anbahnende Beziehung zwischen Joe und Pearl zu verhindern.

Und zu allem Überfluß existiert da auch noch ein religiöser Konflikt, der nicht zu unterschätzen ist, denn die Bermans sind eine jüdische Familie mit Traditionen, und der Italiener Joe ist katholisch. Doch zum Glück gibt der notorische Romantiker nicht klein bei und kämpft unverdrossen weiter um seine und Pearls gemeinsame Zukunft …

„Die Herbstzeitlosen“ („Used People“, USA 1992), inszeniert von der britischen Regisseurin Beeban Kidron, ist eine mit vier Oscar-Preisträgerinnen (MacLaine, Tandy, Bates, Harden) exzellent besetzte charmante Tragikomödie, die auf dem Bühnenstück von Todd Graff basiert, der auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet. Zwar hat der Film ein paar dramaturgische Schwächen, aber die Art und Weise, wie er eine einfühlsame Tragikomödie fast unmerklich in eine Generationskomödie verwandelt, ist der Regisseurin großartig gelungen. Die Geschichte ist eine Hymne an das Leben, ein vitaler Protest gegen das Leid in der Welt, ohne dabei ins Melodramatische und Sentimentale abzugleiten. Auch wenn manches ein wenig antiquiert wirkt, beweist Kidron viel Gespür für ihr Thema, inszeniert ganz sanft und führt den aristokratisch aussehenden Marcello Mastroianni und die betörend-quirlige Shirley MacLaine souverän und sicher.

DVD: Die Herbstzeitlosen. Pidax Film 2017, Laufzeit etwa 112 Minuten