© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/17 / 12. Mai 2017

Warmblut mit der Elchschaufel
Eine Hommage eines alten Ostpreußen an das berühmte Trakehnerpferd, auf das bis heute Reitsportler schwören
Jürgen W. Schmidt

Das Pferd der Ostpreußen war der „Trakehner“. Aus dem Wildpferd Tarpan hervorgegangen und später mit englischem und arabischem Vollblut aufgekreuzt, wurde der Trakehner in Preußen zu einem vielseitig verwendbaren, sehr beliebten Reitpferd. Die Pferde mit ihrem markanten Gestütskennzeichen, der Elchschaufel, zeigten 1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin ihre Klasse und Überlegenheit. Der berühmte Deckhengst „Tempelhüter“ (1904–1932) erhielt im Gestüt Trakehnen sein eigenes Denkmal, welches vor dem Landstallmeister-Hus seinen Platz fand und sich heute in Moskau befindet. Die Ablösung des Pferdes durch den Motor in der Wehrmacht, vor allem aber der Ausgang des Zweiten Weltkriegs, als die in Ostpreußen blühende Trakehnerzucht ein ganz jähes Ende fand und der Trakehner Hauptbeschäler „Fetysz“ gleich vielen anderen Trakehnern im Drama von Flucht und Vertreibung zugrunde ging, bedeuteten fast das Ende der berühmten Pferderasse. 

Glücklicherweise fanden sich 1947 Enthusiasten, welche den „Verband der Züchter und Freunde des Warmblutpferdes Trakehner Abstammung“ in der späteren Bundesrepublik begründeten. Für seine Leistungen erhielt der noch in Ostpreußen geborene Deckhengst „Julmond“ (1938–1965) im Gestüt Marbach einen speziellen Denkstein. Selbst in der DDR begründete man auf Grund einiger geretteter Trakehner eine eigene Zucht. Im Gestüt Ganschow machten sich der Deckhengst „Alarm“ und ein in der Sowjetunion aus Trakehner-Beutebeständen gezogener Hengst namens „Trafaret“ unentbehrlich. Als Sportpferd wird der Trakehner deshalb weiterleben. Deutsche, amerikanische und britische Reitsportler holten in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten auf Trakehnern vielfach olympische Medaillen und der aus russischen Beutetrakehnern gezüchtete Hengst „Pepel“ (Asche) holte 1970 für die Sowjetunion Weltmeistergold und 1972 olympisches Gold. Der aus Tilsit gebürtige Pferdefreund Hans-Joachim Zimmermann aus Wolfsburg hat in einem großformatigen, reich illustrierten Buch die Geschichte des Trakehners festgehalten. Das Buch ist nicht käuflich zu erwerben, sondern kann gegen den „Lohn einer späteren schriftlichen Beurteilung“ beim Autor nachgefragt werden.

Hans-Joachim Zimmermann: Hommage an das ostpreußische Warmblutpferd Trakehner-Abstammung. Selbstverlag, (Fax 0 53 62/ 30 57) Wolfsburg 2016, gebunden, 175 Seiten, Abbildungen, kostenfrei