© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/17 / 12. Mai 2017

Frisch gepresst

General Speidel. Bis heute ist die Rolle, die General Hans Speidel im Kreis der Militäropposition gegen das NS-Regime gespielt hat, nicht geklärt. Unter Historikern am heftigsten umstritten war dabei die Frage, ob der Stabschef Erwin Rommels bei Gestapo-Verhören den Generalfeldmarschall mit Angaben zur Beteiligung an der Vorbereitung des Attentats vom 20. Juli 1944 belastet habe. Eine Frage, die auch die vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr herausgegebene, Speidel und Ernst Jünger geltende  Doppelbiobiographie nicht beantwortet. Sie steht für ihren Verfasser Dieter Krüger allerdings auch nicht im Mittelpunkt. Ihm geht es vielmehr um die Funktion dieses Details im Bild von der Rolle der Wehrmacht im NS-Staat, das Speidel, der bis zum Oberbefehlshaber der Nato-Landstreitkräfte in Mitteleuropa aufstieg, und Jünger maßgeblich beeinflußten. Im süffisant-moralisierenden Ton schildert Krüger am Beispiel des soldatischen Intellektuellen Jünger und des intellektuellen Soldaten Speidel den Weg einer Generationskohorte, die „den Sturz des deutschen Bürgertums in den Abgrund des Zeitalters der Weltkriege mitzuverantworten hatte“. Diese Kohorte habe nach 1945 zwar den Wiederaufstieg in etwas lichtere Höhen geschafft, „aber keineswegs zur alten Größe Preußen-Deutschlands“. Am Ende seien sie dann von einer ganz anderen Erfolgsgeschichte überflügelt worden, da die Deutschen „zurück auf den Weg des Westens zu Demokratie und Sozialstaat“ fanden, „den sie im Ersten Weltkrieg verlassen hatten“. Ein meinungsstarkes und überraschungsfreies Stück Zeitgeschichte! (ob)

Dieter Krüger: Hans Speidel und Ernst Jünger. Freundschaft und Geschichtspolitik im Zeichen der Weltkriege. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2016, 377 Seiten, Abbildungen, 39,90 Euro





Wartburgfest. Im Herbst 2017 jährt sich das für unsere Nation und Demokratie bedeutsame Treffen von etwa 450 Studenten aus dreizehn Universitäten zum 200. Male. In prägnanter Form ruft Bruno Burchhart, Obmann des Burschenschaftlichen Volkstumsvereins, dieses Ereignis wach, bei dem nicht nur die Einheit Deutschlands beschworen wurde, sondern auch damals als „utopisch“ geltende Forderungen nach „bürgerlichen Freiheiten“ inklusive Meinungs-, Presse-, Lehr- und Glaubensfreiheit postuliert wurden. (bä)

Bruno Burchhart: Das Wartburgfest 1817. Eckartschrift 227. Österreichische Landsmannschaft, Wien 2017, broschiert, 110 Seiten, Abbildungen, 9,20 Euro