Begriffsverwirrung

Zu: „Die Rückkehr der Dämonen“ von Anton Friesen (JF 20/17)

Ohne die Begriffe definitorisch zu klären, unterscheidet Autor Anton Friesen zwischen einem salafistischen Islamismus einerseits, der „häufig direkt in den Dschihad“ führe, und einem „traditionellen“ Islam andererseits, dessen religiöse „Autoritäten“ es zu stärken gelte. Diese Unterscheidung ist allerdings, wie der Islamwissenschaftler Tilman Nagel treffend festgestellt hat, „ohne Erkenntniswert“. Friesen ignoriert, daß die zahlreichen Koranverse, die als das ewig gültige, unveränderliche Wort Allahs das Bekämpfen von „Ungläubigen“ bis zur Tötung fordern und die von Dschihadisten wörtlich befolgt werden, integraler Bestandteil des Islams sind. Daraus folgert der türkischstämmige Schriftsteller Zafer Senocak: „Der Terror kommt aus dem Herzen des Islam, er kommt direkt aus dem Koran.“ Wo aber sind die von Friesen empfohlenen islamischen „traditionellen Autoritäten“, die solche Koranverse historisch-kritisch relativieren und ihre Befolgung untersagen? Friesen glaubt, sie künftig in deutschsprachigen Imamen zu finden. Das ist bis auf weiteres Wunschdenken. Ein Reformislam mit Breitenwirkung ist nirgends in Sicht.

Dr. Eva D. Plickert, München