© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/17 / 19. Mai 2017

Blick in die Medien
Auf dem Fleischmarkt
Tobias Dahlbrügge

RTL II hat eine neue Form des televisionären Schlammbades erfunden. Bei der Datingshow „Naked Attraction“ halten sich die Teilnehmer nicht erst mit den üblichen Kennenlern-Spielen auf, sondern finden gleich anhand der Begutachtung ihrer Geschlechtsteile zusammen. Die nackten Kandidatinnen und Kandidaten stehen zur Fleischbeschau in Glaskästen und werden von einem andersgeschlechtlichen Teilnehmer und der Moderatorin „beim Windowshopping“ bewertet. Merke: Jede Niveaulosigkeit kann noch unterboten werden.

Die Show ist das Konzentrat von allem, was linke Journalisten seit jeher propagieren.

Derzeit echauffieren sich die „Qualitätsmedien“ im Chor über das Sendeformat und beklagen einen Werteverfall: „Unglaublich, daß es genehmigt wurde“ (Welt), „Die maximale Niveaulosigkeit“ (Augsburger Allgemeine), „TV-Wahnsinn auf der Spitze“ (Abendblatt). Welch Heuchelei. Die Show ist lediglich das Konzentrat von allem, was die überwiegend linken deutschen Journalisten seit jeher propagieren: Hedonismus, Promiskuität, Sexualisierung, restlose Schleifung sittlicher Werte, Demontage der Familie, Liberalismus bis zum Exzeß. Womit haben die also ein Problem?

RTL II zugute halten läßt sich immerhin, daß der Sender den Kokolores nicht mit Zwangsgebühren finanziert. Außerdem ist die Präsentation von halbwegs ansehnlichen Nackten immer noch erbaulicher als das sonstige Fernsehprogramm mit endlosen Palaver-Runden zum Islam, zum Kopftuch, zur Integration und wieder zum Islam. Gegenüber dem immer gleichen Geschwätz von den immer gleichen Visagen von Will, Maischberger und wie sie alle heißen, sind ein paar Nackte die reinste Erholung.

Das Fernsehen als Medium liegt ohnehin in den letzten Zuckungen, also wozu sich noch darüber aufregen? Derweil arbeitet Bundesjustizminister Maas an einem Gesetz zum Verbot geschlechterdiskriminierender Werbung, das Plakate verbieten soll, die Frauen und Männer „auf Sexualobjekte reduzieren“. Der guckt wohl kein Fernsehen.