© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/17 / 26. Mai 2017

Irrsinn der Woche
Kuppel und Kreuz
Christian Vollradt


Daß in der Mitte Berlins das rekonstruierte Stadtschloß Woche für Woche erkennbar weiter an Gestalt gewinnt und bereits die Baustelle zum Touristenmagnet wurde, scheint einige Politiker in der Hauptstadt nachhaltig zu wurmen. Besonders natürlich diejenigen, die von Anfang an gegen den Wiederaufbau waren und lieber Honeckers „Palast der Republik“ behalten hätten. Neueste Masche im Madigmachen: das Kuppelkreuz. Das soll bald – spendenfinanziert – die fast fertige Kuppel krönen. Aber ein Kreuz, moniert eine Linken-Bundestagsabgeordnete, stehe dem „offenen Dialog der Kulturen“ entgegen. Auch bei den Grünen erhob sich eine Stimme, die den „humanistischen Grundgedanken“ in Gefahr sieht. Und das ehemalige SED-Blatt Berliner Zeitung schlägt alternativ eine Fahnenstange vor, „auf der es europäisch, deutsch, katholisch, evangelisch, hindu- oder buddhistisch oder auch regenbogenbunt wehen“ könne. „So nah wie möglich am Original“ – das ist der gültige Beschluß. Damit hat auch der Kreuzzug gegen das Kreuz das Ende der Fahnenstange erreicht.