© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/17 / 26. Mai 2017

Frühgeschichte und die „deutschen Wurzeln“: Im Dienste der Flüchtlingspropaganda
Wir sind ohnehin nur Mischmasch
(bä)

Die zentrale These des jüngst im Fachblatt Science (356/17) vorgestellten Beitrags der Wissenschaftsjournalistin Ann Gibbons bereitet Erkenntnisse über frühgeschichtliche Wanderungen in Europa mit leichter Hand direkt für die „Refugees welcome“-Propaganda auf: „Wir sind von unserer Abstammung her kaum europäischer als die Migranten, die heute bei vielen für Ablehnung und Ängste sorgen“, belehrt die US-Anthropologin und verweist speziell auf die genetische DNS: „Auch die Deutschen haben kein einzigartiges genetisches Erbe, das sie schützen müßten. Denn sie und alle anderen Europäer sind ohnehin längst ein Mischmasch“, so Gibbons, die „Vorstellungen“ über europäische Wurzeln von unterschiedlichen Volksstämmen als „Irrglaube und Mythos“ einer „Nazi-Ideologie“ einordnet. Auch der israelische Archäologe Aren Maeir hält „das ganze Konzept eines ethnischen Deutschen für aberwitzig, wenn man die großen Zusammenhänge anschaut“. Um diese anschaulich darzustellen, gelingt es den Wissenschaftlern dann auch lässig, Hermann den Cherusker als „Mischung von anatolischen Farmern und Jamnaja-Steppenreitern“ zu klassifizieren, die 8.000 bzw. 3.000 v. Chr. nach Europa kamen. Mit gleicher Kühnheit ordnet Gibbons die aktuelle Masseneinwanderung „nur als weitere Episode in der langen Migrationsgeschichte unserer Kultur und unseres Kontinents“ ein. 


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