© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/17 / 02. Juni 2017

Beginn des Ramadans
Zelebrierte Anbiederung
Fabian Schmidt-Ahmad

Mittlerweile ist es schwierig geworden, in den Medien nicht mit Verhaltensempfehlungen zum islamischen Fastenmonat konfrontiert zu werden. „Ramadan ist eine Hochsaison, vergleichbar vielleicht mit der Weihnachtszeit“ und das feierliche abendliche Fastenbrechen sei schon fast ein Teil des in Deutschland „gelebten Brauchtums“, belehrt uns der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek – und das progressive Deutschland feiert mit. Journalisten, die oft nicht die christlichen Fastenzeiten kennen, geschweige denn befolgen, ergehen sich nun bis zum 24. Juni ehrfurchtsvoll in unzähligen Beiträgen, was Moslems jetzt tun, lassen, machen, können, dürfen und so weiter. 

Dabei deutet der Ramadan selbst auf ein christliches Vorbild hin. Doch das würde heißen, Ähnlichkeiten wie spezifische Unterschiede von Kulturen zu betrachten. Denn in Wahrheit hat die bunte, sich anbiedernde Gesellschaft es nicht so mit Kultur, weder mit der eigenen noch der fremden. Schlußendlich ist der Ramadan auch nur ein willkommener Anlaß, sich wieder einmal selbst zu feiern. Weltoffen, das heißt zelebrierte Rücksichtnahme auf islamische Schüler, Nachbarn, Kollegen. Nun gut, ein wachsender, weiterer Grund dürfte schlechterdings Angst sein. Eine Handreichung der Berliner Polizei warnt davor, wie sich während des Ramadans bei Moslems „eine gewisse Reizbarkeit“ einstellen könne. Auch in den Zeiten davor und danach, ist zu ergänzen.