© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/17 / 02. Juni 2017

Grüße aus San Francisco
Zu jung zum Lehren
Elliot Neaman

In den Vereinigten Staaten schützt der „Age Discrimination in Employment Act of 1967“ aus der Ära von Präsident Lyndon B. Johnson Personen, die 40 Jahre oder älter sind, vor Diskriminierung am Arbeitsplatz. Im Gegensatz zu Deutschland kann ein Lehrer nicht dazu gezwungen werden, in irgend-einem Alter in den Ruhestand zu gehen, es sei denn, es gäbe einen Anlaß zur Kündigung. Es gibt einige wenige Ausnahmen, zum Beispiel für Piloten und Fluglotsen. Wie aber sieht es mit der Altersdiskriminierung von jungen Leuten aus? Sage Ryan ist ein siebzehnjähriger Schauspieler und Musiker aus der San Francisco Bay Area, der als Wunderkind bereits im Alter von sieben Jahren im Fernsehen auftrat. Mit elf Jahren bekam er in Los Angeles eine Rolle in der Oper Gianni Schicchi von Puccini unter der Regie von Woody Allen. In diesem Jahr schloß er sein Studium an der University of California, Berkeley ab.

Ryan macht sich jetzt auf den Weg nach L.A., um sein Glück in Hollywood zu versuchen.

Ryan möchte versuchen, professionell Musik zu machen und am Theater tätig zu sein, doch wie viele angehende Schauspieler wollte er sich mit einer festen Arbeitsstelle absichern. So bewarb er sich für eine Lehrerstelle im Schulbezirk San Francisco und wurde auch eingestellt. Auf all den Anträgen, die er ausfüllte, hat er nie sein richtiges Geburtsdatum verheimlicht. Im Herbst sollte er als Vertretungslehrer anfangen. Doch als er bei der Einweisung für die Lehrer erschien und die Schulbeamten sahen, wie jung er war, wurde das Jobangebot zurückgezogen. Die Begründung lautete: die Schule könne keinen „Backgroundcheck“ bei einem Jugendlichen durchführen, weil die Polizei über Personen unter 18 Jahren keine Aufzeichnungen führt. In der Stellungnahme „erklärten sie mir am Telefon, daß es ihnen unangenehm sei, daß ich erst 17 war“, sagte Ryan, „schriftlich leugneten sie natürlich anschließend, daß das der Grund war.“

Ryan macht sich jetzt auf den Weg nach L.A., um sein Glück in Hollywood zu versuchen. Die Tinseltown ist bekanntlich die letzte U-Bahn-Station für die Karriere eines jungen, talentierten und ehrgeizigen Künstlers. Doch was geschieht, wenn er eines Tages berühmt wird? Dann wird die Schule in San Francisco eine einzigartige Gelegenheit verpaßt haben, ihn im Klassenzimmer gehabt zu haben. Der wahre Grund, daß er nicht eingestellt wurde, waren möglicherweise nicht so sehr die Schulbeamten, sondern die Eltern – die etwas dagegen hatten, daß ein so junger Mensch ihre Kinder unterrichtet.