© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/17 / 02. Juni 2017

Sein Herz gehörte den Tieren
Naturschutz: Der Dokumentarfilmer Heinz Sielmann wäre Anfang Juni hundert Jahre alt geworden
Thorsten Thaler

Er zählt zu den populärsten Tierfilmern und Naturschützern Deutschlands, berühmte Verhaltensforscher wie Konrad Lorenz und Irenäus Eibl-Eibesfeldt arbeiteten mit ihm zusammen. Am 2. Juni wäre Heinz Sielmann hundert Jahre alt geworden.

Tiere waren sein Leben. Seit Heinz Sielmanns Eltern 1924 mit dem damals siebenjährigen Stepke aus dem Rheinland nach Ostpreußen zogen – der Vater gründete in Königsberg eine Elektro- ­und Baustoffhandlung –, faszinierte den Jungen die dortige Naturlandschaft. Mit der Mutter sieht er sich oft Tierfilme im Kino an. Besonders angetan hat es ihm die Vogelwelt, die er auf freier Flur mit dem Feldstecher beobachtet. Frühe Fotos aus den dreißiger Jahren zeigen ihn dann bereits mit einer Spiegelreflexkamera in den Haffwiesen und der Kurischen Nehrung. 1938 erscheint mit „Vögel über Haff und Wiesen“ Heinz Sielmanns erster Film. Ein Jahr später wird er zum Wehrdienst eingezogen.

Nach dem Krieg dreht er in dichter Folge zahlreiche Filme („Lied der Wildbahn“, „Quick, das Eichhörnchen“, „Zimmerleute des Waldes“). Er unternimmt Expeditionen zu den Berggorillas in Belgisch-Kongo, den Galápagos-Inseln – dorthin begleitet ihn der Verhaltensforscher Irenäus Eibl-Eibesfeldt – und zu den Paradiesvögeln im Dschungel Papua-Neuguineas. Einem Millionenpublikum bekannt wird Sielmann ab 1965 durch die ARD-Fernsehsendung „Expeditionen ins Tierreich“, die er bis 1991 moderiert, meist mit einem Tier im Studio. 1972 gründet er zusammen mit Bernhard Grzimek, Konrad Lorenz, Eibl-Eibesfeldt und anderen die „Gruppe Ökologie“. Sie versteht sich als Protestbewegung gegen mangelndes ökologisches Bewußtsein der Industriegesellschaft. 1975 erscheint seine Autobiographie „Mein Weg zu den Tieren“. Mit seiner Frau Inge gründet er 1994 die Heinz-Sielmann-Stiftung. Diese engagiert sich für den Erhalt der Artenvielfalt  und vermittelt vor allem Kindern und Jugendlichen Naturerlebnisse.

Als Heinz Sielmann am 6. Oktober 2006 stirbt, würdigt ihn der Spiegel als „Nestor des deutschen Tierfilms“. Das Magazin Spektrum der Wissenschaft schreibt, wohl kaum ein anderer habe das Naturbild der Deutschen und ihr Verständnis für die Natur so geprägt wie Sielmann. Die Natur- und Umweltschutzorganisation WWF, für die sich Sielmann seit Anfang der achtziger Jahre engagierte, bezeichnet ihn als einen der „größten Pioniere“ des Naturschutzes. „Sein Ideenreichtum, auch mit neuen Filmtechniken Tiere ungestört zu filmen und so bis dahin Ungesehenes sichtbar zu machen, war wegweisend für das gesamt Genre“, so der WWF.

Die Sonderausstellung „Sielmann!“ im Museum für Naturkunde Berlin, Invalidenstr, 43, ist bis zum 5. November täglich außer montags von 9.30 bis 18 Uhr, Sa./So. ab 10 Uhr, zu sehen. Telefon: 030 / 20 93-85 91

Fernsehtip: Am 3. Juni zeigt Tagesschau24 ab 20.15 Uhr die Dokumentation „Ein Leben für die Natur“ und anschließend das letzte Interview mit Heinz Sielmann.

 www.sielmann-stiftung.de