© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/17 / 02. Juni 2017

Frisch gepresst

Sonderwege. Mit ihrer Darstellung durch amtlich bestallte Historiker nicht sonderlich zufrieden, hat sich der promovierte Volkswirtschaftler Klaus Dreessen selbst in die deutsche Geschichte vertieft. Beherzt orientiert er sich und den Leser zunächst über die ersten tausend Jahre vom Ausklang der Völkerwanderung bis zum Dreißigjährigen Krieg. Ein zweiter, bis zur Gegenwart führender Band soll folgen. Für Mittelalter und Frühe Neuzeit konzentriert sich der Verfasser auf die Plausibilisierung seiner These vom Sonderweg des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Damit knüpft er allerdings nicht an die im 19. Jahrhundert ausgetragene Großkontroverse über die „fatale Italienpolitik“ deutscher Kaiser an. Über diesen Vorwurf einer falschen machtpolitischen Weichenstellung hinausgehend, beklagt er vielmehr, daß die deutschen Herrscher „zu idealistisch aufgestellt“ gewesen seien, sie sich an die römische Kirche gekettet und ihre Politik theologisch-weltanschaulich überfrachtet hätten, statt sich nach westlichem Vorbild auf den Ausbau eines Nationalstaats zu beschränken. (dg)

Klaus Dreessen: Spurensuche. Auf der Fährte zum deutschen Sonderweg. Eine himmlische Staatskonstruktion. Books on Demand, Norderstedt 2016, gebunden, 220 Seiten, 19,50 Euro





Marienerscheinungen. Dreizehn Jahre vor dem schrecklichen Völkermord in Ruanda erschien 1981 die Muttergottes in Kibeho, einem kleinen Ort im Süden des Landes, mehreren Schülerinnen. Die Seherinnen überbrachten Botschaften, die für die ganze Welt bestimmt waren: Botschaften der Liebe, für ein fürsorglicheres Miteinander und effektiveres Beten. Neben Aufrufen zur Umkehr und Versöhnung enthielten sie jedoch auch düstere und apokalyptische Warnungen: Haß und Gewalt würden Ruanda in einen finsteren Abgrund stürzen. Der blutige Genozid 1994, bei dem die Autorin Immaculée Ilibagiza, die selbst Zeugin vieler Wunder in Kibeho war, die meisten ihrer Familienangehörigen verlor und über eine Million Frauen, Männer und Kinder niedergemetzelt wurden, machte Ruanda weltweit bekannt. Heute ist Kibeho für Hunderttausende Pilger aus ganz Afrika zu einem Ort der Verehrung und des Gebets geworden. Die Marien-erscheinungen sind die einzigen in Afrika, die vom Vatikan offiziell anerkannt wurden. (W.O.)

Immaculée Ilibagiza, Steve Erwin: Die Erscheinungen von Kibeho. Maria spricht zur Welt aus dem Herzen Afrikas. Media Maria Verlag, Illertissen 2017, gebunden, 256 Seiten, Abbildungen, 18,95 Euro





Historisches Kalenderblatt

7. Juni 1457: Nachdem der Hochmeister des Deutschen Ordens die Marienburg an seine rebellierenden Söldner verpfänden muß, verkaufen diese die bis dahin zäh verteidigte Ordensfeste an den feindlichen polnischen König Kasimir IV. Jagiello, der dort feierlich einzieht.