© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/17 / 09. Juni 2017

Dreimal dagegen
AfD: Vor Beginn des Bundestagswahlkampfs schießen innerparteiliche Gegner ausgerechnet in ihrem Heimatverband Sachsen gegen Parteichefin Frauke Petry
Christian Vollradt

Normalerweise wäre ein Kreisparteitag der AfD Sächsische Schweiz/Osterzgebirge nichts, das überregionale Schlagzeilen produziert. Doch im Südosten Dresdens sieht es nach Normalität derzeit nicht aus. Denn auf der Tagesordnung des Parteitags am Wochenende stehen drei Anträge, in denen die Abwahl Frauke Petrys als Direktkandidatin für den Bundestag gefordert wird. Noch im November vergangenen Jahres war sie dort mit über 90 Prozent zur Kandidatin für die Erststimmen gekürt worden.

Ausgerechnet in ihrem eigenen Landesverband, der sie als Spitzenkandidatin am 24. September ins Rennen schickt, weht der Parteichefin der Wind heftig ins Gesicht. „Die Stimmungslage ist so, daß eine ganze Reihe von Mitgliedern kein Vertrauen mehr in Petry hat“, schildert ein sächsischer AfD-Funktionär der JUNGEN FREIHEIT die Situation vor Ort. Auch der Kreisvorstand sei in seiner Haltung zur Bundes- und Landesvorsitzenden, die sich gerade im Mutterschutz befindet, gespalten. Petrys innerparteiliche Gegner werfen ihr einen autoritären Führungsstil vor. Angeheizt wurde diese Kritik auch durch das maßgeblich von Petry vorangetriebene Ausschlußverfahren gegen den Listenzweiten der sächsischen AfD, den Dresdner Richter Jens Maier (JF 22/17). 

Bezeichnend in diesem Zusammenhang, daß der Kreisverband Sächsische Schweiz/Osterzgebirge am Pfingstmontag eine Kundgebung in Dresden – unmittelbar im Anschluß an den Pegida-Spaziergang – organisiert hatte. Hauptredner: Jens Maier. Der forderte dann auch, das gegen ihn laufende Ausschlußverfahren sofort einzustellen, ansonsten drohe der Zerfall des Landesverbands. Daß die Partei insgesamt Schaden nehmen könnte, wenn kurz vor der Bundestagswahl am Stuhl der Spitzenkandidatin gesägt wird, scheint die Petry-Gegner nicht zu stören. So verzichten zwei der Abwahlanträge auch auf eine Alternative, nach dem Motto: lieber keiner als Petry.

Unterdessen haben nach Sarah Sauermann (JF 23/17) zwei weiterere Abgeordnete die Landtagsfraktion der AfD in Sachsen-Anhalt verlassen. Am Freitag vergangener Woche teilte der ehemalige kirchenpolitische Sprecher, Gottfried Backhaus, seinen entsprechenden Entschluß mit. Der Politiker aus Querfurt beklagte eine „Entwicklung hin zu extremen und radikalen Auffassungen“. Demgegenüber würden „gemäßigt, konservativ und liberal denkende Mitglieder“ benachteiligt. Am Dienstag kehrte Jens Diederichs Fraktion und auch der Partei den Rücken – möglicherweise in Richtung CDU. „Das wird nicht der letzte sein, der die Fraktion verläßt,“ mutmaßte ein mit den Vorgängen vertrautes AfD-Mitglied.