© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/17 / 09. Juni 2017

Langeweile, Streß und Gewalt prägen die französischen Banlieues
Jeder kann Franzose sein
(wm)

Die von der Redaktion ausgewählten Fotos, die einen Beitrag des Jugendmagazins der Bundeszentrale für politische Bildung über „gettoartige“ Pariser Vorstädte (Fluter, 62/2017) illustrieren, könnten Genreszenen in Marrakesch oder Kinshasa zeigen. Schwarzafrikaner und muslimische Nordafrikaner bestimmen das von Tristesse und Verwahrlosung kündende Straßenbild der Banlieues. Daß sich die „weiße Mehrheitsgesellschaft“ Frankreichs damit abzufinden habe, vermittelt ein Interview mit dem Sozialarbeiter und Romancier Wilfried N’Sondé, der als Kind kongolesischer Einwanderer zu den wenigen gehört, die diesem Umfeld entkommen sind, das er seinem Debütroman „Das Herz der Leopardenkinder“ beschrieb. Viele weiße Franzosen wollen leider nicht die Multikulti-Botschaft hören, „daß Franzosen alle Gesichter der Welt haben können“. Obwohl doch „Schwarze, Araber und Muslime“ geholfen hätten, „Nazideutschland zu besiegen“. So glorreicher Vergangenheit ungeachtet, benötige Frankreich heute offenbar keine Einwanderer. Denn es gebe für sie „einfach nichts zu tun“. Deshalb herrsche in den Banlieues „Langeweile, Streß und Gewalt“. Blamabel ratlos für einen angeblichen Milieukenner, antwortet N’Sondé auf die Frage, warum sich so viele Jugendliche denn islamistisch radikalisierten: „Ich weiß es nicht. Niemand weiß es.“ 


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