© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/17 / 16. Juni 2017

Aufgeschnappt
Linke Wertschätzung
Matthias Bäkermann

Geht es nach den Linken im  Dresdner Stadtrat, wird die Elbestadt ausgerechnet am schicksalsträchtigen 17. Juni ein „Kulturgut von großem historischen Wert“ erwerben; 155.000 Euro sollte das der Stadt für die 80 Tonnen Geschichte schon wert sein, findet zumindest Linken-Fraktionschef André Schollbach. 

Als die Statue Lenins, sekundiert vom Sozialisten Rudolf Breitscheid und dem Musterdemokraten Ernst Thälmann, am Wiener Platz demontiert wurde, weil 1992 die Dresdner ihrer „roten Bahnhofsvorsteher“ überdrüssig waren, fand sich im fernen Schwaben ein ewiggestriger Sammler, der mit ausrangiertem Sozialismus-Kitsch einen Skulpturenpark plante. Daraus wurde letztlich nichts, aber dessen Erben hegen nun die Hoffnung, über ein Potsdamer Auktionshaus für Lenin & Co. aus karelischem Granit reichlich Bares herauszuschlagen. „Immerhin, die Verwaltung ist nun wieder aufgeschlossen gegenüber Lenin“, schätzte vergangenen Donnerstag auch die Sächsische Zeitung die aktuelle Lage ein. Immerhin ist Genosse Wladimir Iljitsch frei von politischem Ballast wie etwa Stahlhelm oder Eisernem Kreuz. Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Linke) sieht jedenfalls im Anspruch einer Kunst- und Kulturstadt „ein Argument dafür, daß sich Dresden an der Auktion beteiligt“.