© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/17 / 16. Juni 2017

Blick in die Medien
Der schon wieder!
Tobias Dahlbrügge

Nicht schon wieder: Gerald Hensel, der vergangenes Jahr Werbekunden von „rechten“ Internetseiten mit der Droh-Kampagne #KeinGeldfürRechts unter Druck setzte, hat sich etwas Neues einfallen lassen, um ihm nicht genehme Meinungen zu bekämpfen.

Er hat den Verein „Fearless Democracy“ gegründet. Mit diesem will er nun gezielt Unternehmen, Institutionen, Medien, Politiker, Schulen und alles, was ihm sonst noch vor die Flinte kommt, mit Nachdruck „sensibilisieren“ und ihnen „Informationsangebote“ machen. Ungefähr so unverbindlich, wie man in der DDR „zur Klärung eines Sachverhaltes“ freundlich zum Gespräch gebeten wurde.

Konzerne sollen in ihrer Werbung „aktive und passive politische Willensbildung“ betreiben.

Offiziell geht es Hensel angeblich darum, mit seinem Programm „Hate Aid“ Internetnutzern Hilfestellung zu leisten, die „digitale Gewalt“ erleben, also Bedrohungen aus sozialen Netzwerken. Nein, damit meint er keine AfD-Mitglieder oder Gastwirte, die Räume an die AfD vermieten. Er meint auch keine Opfer der „Antifa“-Schergen, denen nachts Auto und Haus angezündet wird. Stattdessen phantasiert er davon, „was denn jemand machen kann, der von der Identitären Bewegung digital und physisch bedroht wird“. Hensel weiter: „Daß jeder irgendwie gegen Haß ist, ist klar. Wie, von wem und wo dieser Haß zu welchem Zweck produziert wird: das ist die eigentlich interessante Frage.“ Vielleicht sollte er sich mal die Netzseiten von Antifa-Schlägern, der Grünen Jugend und sonstigen Deutschenhassern anschauen.

Um die Bürger zu strammen One-World-Untertanen zu erziehen, sollen nach Hensels Vorstellung große Markenkonzerne in ihrer Werbekommunikation „aktive und passive politische Willensbildung“ betreiben. Soll uns die Waschmittelreklame demnächst „Buntheit“ und „Vielfalt“ eintrichtern? Hensel hat offensichtlich zwei Defizite. Er lebt in einer abgekapselten Wahrnehmungsblase und seine Energiequelle ist leider ein deutsches Erb­übel: der vorauseilende Gehorsam 150prozentiger Ideologen.