© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/17 / 23. Juni 2017

CD-Kritik: Hans Pfitzner
Minneschauer
Jens Knorr

Längst ist die hilf- wie stillose Inszenierung am Theater Chemnitz von 2008 dorthin entsorgt worden, wo sie hingehört: auf die hochkulturelle Mülldeponie – zum Glück nicht sang- und klanglos. Die musikalische Einstudierung von Hans Pfitzners Romantischer Oper „Die Rose vom Liebesgarten“ unter Leitung des damaligen GMD und Chefdirigenten der Robert-Schumann-Philharmonie Frank Beermann ist 2009 im Tonstudio aufgezeichnet und nun veröffentlicht worden.

Nimmt die bisher einzig erhältliche Aufnahme, ein arg gekürzter Münchner Konzertmitschnitt von 1953 unter Robert Heger, mit einem intakten Sängerensemble für sich ein, so die Chemnitzer mit ungleich besserer Aufnahmequalität und fast kompletter Partitur. Die Aufnahme vermag durchaus einen allgemeinen Eindruck von Pfitzners Geniestreich zu geben, mehr nach Schumann denn nach Wagner klingend, Debussy näher als Strauss: reaktionärer Vorgriff auf die revolutionäre zweite Wiener Klassik. Aber ein mattes Dirigat und überfordertes Sänger-Personal vereiteln Musiktheater auf der Klangbühne.

Ist diese querständige Partitur zu dem verquasten Libretto, für das sich James Grun von den allegorisch-symbolischen Ritterbildern Hans Thomas inspirieren ließ – ist Pfitzners „Rose“ für die Bühne überhaupt zu retten? Der Lesende sagt nein, der Hörende sagt ja!

Hans Pfitzner Die Rose vom Liebesgarten cpo 2017 www.theater-chemnitz.de