© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/17 / 23. Juni 2017

GegenAufklärung
Karlheinz Weissmann

»Weichheit, Anpassungsbereitschaft und ‘kommunikative Intelligenz’ sind in erster Linie Eigenschaften der Frau.«

Die maue Beteiligung von Moslems an einem Protestmarsch von Moslems gegen den Terror von Moslems ist das eine, das andere die Weigerung der von der Türkei gelenkten Ditib, sich überhaupt zu zeigen. Die gehört zusammen mit der Weigerung der saudi-arabischen Mannschaft beim WM-Qualifikationsspiel gegen Australien, die Schweigeminute für die Opfer des Terroranschlags in London einzuhalten: wenn sonst nichts, dann erkennt man, was hinter der Fassade prowestlicher Ausrichtung unserer wichtigen Verbündeten Riad und Ankara steht.
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Nur zur Erinnerung: „Man könnte das als Beispiel einer linken Zwangshandlung abtun. Denn zwar sind die linken Visionen und Welterklärungen zerstoben, doch es bleibt immer noch das Grundmuster politischen Denkens, unentwegt die Machenschaften des Bösen gegen das Gute, also Verschwörungen, aufzudecken. Das war ohnehin die manchmal mit mörderischem Eifer betriebene Hauptbeschäftigung linker Politik, auch in Zeiten, als ihre prunkvollen Ideenkulissen noch standen. Die Politik der Steckbriefe, des Prangers, der gesinnungspolizeilichen Fahndung ist aber nicht der Fimmel einiger unzeitgemäßer Sonderlinge. Sie prägt in zunehmendem Maße das, was man gerne ‘politische Kultur’ nennt. Der Rufmord ist ein alltägliches und weithin toleriertes Mittel im ‘Kampf gegen Rechts’, und in diesem Kampf tanzt auch die politische Mitte ungeniert noch nach linken Pfeifen. Die ehemaligen Avantgardisten der Menschheitsbefreiung sind zu Feldwebeln der Political Correctness geworden. Sie halten Ordnung auf dem Appellplatz der demokratischen Zivilgesellschaft.“ (Eckhard Fuhr: Systematische Verlogenheit, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 23. Dezember 1994)
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Bildungsbericht in loser Folge CVI: Die verkürzte Gymnasialzeit – acht statt neun Jahre – hat offenbar einen Trend verstärkt, der schon seit längerem zu beobachten war: Es erreichen mehr Mädchen als Jungen das Abitur, es erreichen mehr Mädchen als Jungen die guten und besten Noten. Da die Ursache wohl kaum ein Intelligenzdefizit ist, geht man von den Folgen verzögerter Reifung des starken Geschlechts aus. Das hat nicht nur mit der Natur des Mannes zu tun, sondern auch mit den Folgen der modernen Lebensweise und der Feminisierung des Erziehungsstils. Gemeint ist die Dominanz von Frauen in der Erziehung einerseits – etwa siebzig Prozent aller Lehrer sind weiblichen Geschlechts, an den Grundschulen sogar mehr als neunzig Prozent – und in der Propagierung weiblicher Werte vom Kindergarten über die Grundschule bis zum Gymnasium andererseits. Weichheit, Anpassungsbereitschaft und „kommunikative Intelligenz“ sind eben in erster Linie Eigenschaften der Frau. Bisher wurde das, abgesehen von rituellen Klagen in der Saure-Gurken-Zeit, klaglos hingenommen. Aber neuerdings wächst der Widerstand. Manche Pädagogen greifen sogar auf eine Art Ersatzinitiation in Gestalt des „WalkAway“ zurück. Dabei wird der Jugendliche für vierundzwanzig Stunden in einem Waldstück zurückgelassen, ohne Nahrung, ohne Zelt und – ohne Smartphone. Die Sache selbst ist nichts Neues, die Mutprobe der Jungenbande oder die „Walderziehung“ der Pfadfinder verfolgten dasselbe Ziel. Im Kern handelt es sich um das uralte Problem, wie man die Gliederung der Gesellschaft in Altersklassen auf sachgemäße Weise herstellt.
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Als Helmut Kohl seinen eigenen Zehn-Punkte-Plan beiseite schob und entschlossen tat, was nötig war, um wenigstens die Einheit des kleinsten Deutschlands aller Zeiten zu erreichen, entließ ich meine Schüler mit der Aufforderung, den Kanzler in ihr Nachtgebet einzuschließen. Denn es gab sonst keinen, der bereit war, das Notwendige zu tun. Trotzdem liegen mir die Nachrufe im Magen, in denen er jetzt als eine Art optimierter Bismarck oder „pater patriae“ geehrt wird.
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Mit 33 Morden auf 100.000 Einwohner belegt Südafrika Platz 131 von 136 in einer Liste des World Economic Forum, das die Sicherheit von Reisenden und Touristen erfaßt. Eine erhebliche Zahl von Toten geht auf das Konto sogenannter „Farmmorde“; 2016 gab es 334 Angriffe und 64 Tote, seit dem Beginn dieses Jahres 113 Angriffe und 29 Tote. Oft gehen die Attacken mit Folterungen und Vergewaltigungen einher. Die Statistik macht keine Aussage über die Hautfarbe der Opfer, aber das allgemeine Desinteresse ist wohl darauf zurückzuführen, daß es sich mehrheitlich um Weiße handelt.
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Reformationsjahr 2017: „Beim Abendmahl reinszenieren die Gläubigen, die um den Altar stehen, das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern, bevor er sein Leben für seine Freunde gab. Ein Mahl, mit dem der die ohnmächtige Wut seiner Freunde überwand und sie versöhnlich stimmte. Nach volkstümlichem Glauben haben die Sakramente eine Art magische Kraft.“ (Burkhard Weitz, in: Chrismon. Das evangelische Magazin, Nr. 6, 2017)


Die nächste „Gegenaufklärung“ des Historikers Karlheinz Weißmann erscheint am 7. Juli in der JF-Ausgabe 28/17.