© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/17 / 23. Juni 2017

DVD: Die rote Schlinge
Flucht nach Mexiko
Werner Olles

In Jacques Tourneurs Film-noir-Klassiker „Goldenes Gift“ („Out of the Past“, USA 1947) wird ein Privatdetektiv (Robert Mitchum) mit dunkler Vergangenheit von einem Gangster zur Überwachung seiner Geliebten (Jane Greer) angeheuert. Er verliebt sich in die Frau und wird durch ihre Schuld in eine Lawine von Gewalt und Verbrechen verstrickt, die er selbst nur durch eine Verzweiflungstat beenden kann.

Zwei Jahre später drehte Don Siegel den Noir-Thriller „Die rote Schlinge“ („The Big Steal“, USA 1949), in dem Mitchum in der Rolle des Armee-Buchhalters Duke Halliday von dem Verbrecher Jim Fiske (Patrick Knowles) 300.000 Dollar gestohlen werden. Hallidays Vorgesetzter Captain Blake (William Bendix) verdächtigt ihn jedoch, mit dem Betrüger unter einer Decke zu stecken. Halliday verfolgt Fiske nach Mexiko und trifft in Vera Cruz dessen Freundin Joan Graham (Jane Greer), der er noch Geld schuldet. Gemeinsam beschließen die beiden nach Fiske zu suchen, werden aber von Captain Blake und der mexikanischen Polizei verfolgt.

In einem einsamen Haus in der Wüste, das sich als Hehlernest entpuppt, kommt es schließlich zwischen allen Beteiligten zu einem Kampf auf Leben und Tod …

Don Siegels „Die rote Schlinge“ wurde kurioserweise zu einer Zeit gedreht, als Robert Mitchum wegen des Besitzes von Marihuana eine Haftstrafe absitzen mußte. Siegel war also gezwungen, zunächst alle Szenen ohne ihn zu drehen. Für die weibliche Hauptrolle war eigentlich Lizabeth Scott vorgesehen, doch da diese wegen Mitchums Drogenaffäre einen Rückzieher machte, kam wieder Jane Greer zum Zug. Auch diesmal war die Kritik voll des Lobes („furioses Thriller-Juwel“), und in der Tat ist die Geschichte eines in Verdacht geratenen Buchhalters einer Armee-Bank, die auf raffinierte Weise beraubt wird, eine kurzweilige Mischung aus Abenteuer- und Gangsterfilm.

Basierend auf der Kurzgeschichte „The Road to Carmichael’s“ von Richard Wormser, lockert Siegel den Film durch Screwball-Elemente auf, verbindet also genretypische Erzählmotive mit Wortwitz. Handwerklich perfekt inszeniert und in den Hauptrollen subtil gespielt, durchbricht „Die rote Schlinge“ damit starre Genre-Grenzen und hat hohen Unterhaltungswert.

DVD: Die rote Schlinge. KochMedia 2017, Laufzeit etwa 71 Minuten