© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/17 / 23. Juni 2017

Haltungsnote
Am Champus verschluckt
Gil Barkei

Daß in Sachen Polizeiverachtung die Niveau-Limbostange in Deutschland besonders weit unten liegt, ist so bekannt wie beschämend. Was der Potsdamer Bundestagskandidat der Piratenpartei Thomas Goede jedoch in die digitale Welt abgesondert hat, ist auch seinen eigenen Parteifreunden zuviel der Geschmacklosigkeit. Nachdem vergangene Woche ein U-Bahnschläger in Unterföhring bei München einem Polizeibeamten die Dienstwaffe entwendet und eine Polizistin mit einem Kopfschuß lebensgefährlich verletzt hatte, jubelte Goede menschenverachtend auf Twitter: „So ein Tag, so wunderschön wie heute. Weg mit dem Bullendreck. Ich mach mal den Champus auf.“

Den Post beendete er mit einem lachenden Smiley und dem Hashtag „ACAB“ – die englische Abkürzung für „Alle Polizisten sind Bastarde“. Auch die hektische Löschung des Beitrages konnte die immer größer werdende Welle der Empörung im Netz und mehrere Strafanzeigen nicht aufhalten. Der Vize-Bundesvorsitzende der Piraten, Carsten Sawosch, dankte dem 29jährigen für seinen Bärendienst mit der Ankündigung, „alles dranzusetzen“, ihn aus der Partei zu werfen. Der Brandenburger Landesverband zog zudem sogar die komplette Landesliste für die Bundestagswahl zurück.