© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/17 / 30. Juni 2017

Zeitschriftenkritik: Free Men‘s World
Wege zu sich selbst
Werner Olles

Bei seiner dreiwöchigen Wanderung durch den Himalaja entdeckte der Journalist Titus Arna ein abgeschiedenes Tal, das als spirituelles Zentrum des Buddhismus gilt: Tsum, so heißt es, hat sich zur gewaltfreien Zone erklärt. Tiere werden nicht getötet, gegessen wird hier nur vegetarisch. Dafür dürfen die Frauen mehrere Männer haben (Polyandrie). Arnu trifft Menschen, die weder Google noch Smartphones kennen, aber dennoch glücklich sind. Die Bewohner des Tals haben offensichtlich einen Weg gefunden, im Einklang mit der Natur zu leben. Am Ende gerät der Journalist selbst in einen Taumel des Glücks. Er kehrt zurück als „Kreuzung zwischen Yak und Jeti“ und bekennt: „Ich hatte das Tal des Glücks gefunden. Es war in mir selbst versteckt gewesen.“ Der Weg in die Ferne war der Weg zu sich selbst.

Die vierteljährlich erscheinende Zeitschrift Free Men’s World (Untertitel: Abenteuer gibt es noch) erzählt in der aktuellen Ausgabe (Juni-Juli-August 2017) von Extremläufern, die oft nur in der Gruppe die Tortur aus Kälte und Matsch überstehen, von Kajakfahrern am Polarkreis und von dem Paralympics-Sieger Michael Teuber, der als erster Behinderter den mit 6.268 Metern höchsten Berg Ecuadors, den Chimborazo, bestiegen hat.

Doch es geht auch noch exotischer. Seit dreißig Jahren lebt Mathias Espinosa auf Galapagos. Der Mann aus Stuttgart, Naturbursche, Taucher, Musiker, Lebenskünstler und Fremdenführer fühlt sich in der pazifischen Wunderwelt zu Hause. Er kennt jeden Vogel und jeden Fisch, weiß, wo die Riesenschildkröten leben und bei welchen Strömungen die Hammerhaie aus dem offenen Pazifik kommen, um sich von Kaiserfischen putzen zu lassen. Heute stehen die Galapagos-Inseln für ein letztes Stück Originalnatur auf der Erde, 28.000 Menschen leben hier, wo Charles Darwin seine berühmten Finken beobachtete. Und natürlich kriechen überall urzeitliche Meerechsen umher, die auf dem isolierten Archipel keinen Angstreflex gegenüber Menschen entwickelt haben. 97 Prozent des Archipels sind als Nationalpark geschützt, den Inseln geht es generell gut, trotz der Touristen, die sogar aus dem norddeutschen Flachland kommen.

Vom Glück des Zeltens an den schönsten Plätzen an Ruhr, Elbe, Havel und Unstrut berichtet ein weiterer Beitrag. Mitten in der Natur, ohne Dauercamper, Hängegeranien und eine lange Hausordnung. Es ist die entschleunigende Nähe zur Natur, das Entfachen eines Lagerfeuers und die Aussicht, sich einfach treiben zu lassen, die das Campen so einzigartig macht. Weniger beschaulich geht es bei Extremläufen zu. Dennoch sind sie die am schnellsten wachsende Trendsportart der Welt. So starteten am Nürburgring im vergangenen Jahr über 13.000 Läufer, um sich an der „Mutter aller Extremhindernisläufe“ in Deutschland zu beweisen.

Weitere Beiträge befassen sich mit Wildwasserritten am Polarkreis, dem Libanon Mountain-Trail und einem schottischen Abenteurer, der in 80 Tagen um die Welt radeln will.

Kontakt: Free Men’s World, Postfach 300, 77649 Offenburg. Das Einzelhelft kostet 5,80 Euro.

 www.freemensworld.de