© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/17 / 14. Juli 2017

Mit Investitionen gegen Armut, Terror und Migration
Der G20-Gipfel und Afrika: Zusammen mit den internationalen Partnern will sich der Kontinent weiterentwickeln / China will Einfluß ausweiten
Michael Link

Alpha Condé, Guineas Staatschef,  schraubte kurz vor dem G20-Gipfel seine Erwartungen in die Höhe. „Wir möchten nicht auch noch die vierte industrielle Revolution verpassen“, erklärte der Präsident der Afrikanischen Union. „Mit Investitionen und Partnerschaft, aber auch in einem erfolgreichen Kampf gegen Terrorismus und Migration“ könne Afrika ein „höheres Entwicklungsniveau erreichen“.

Gesagt. Getan. Ein gemeinsamer Plan, auf den sich die G20-Länder bei dem Treffen in Hamburg einigten, soll in den kommenden Jahren Afrikas Wirtschaft fördern. Mit den wirtschaftlichen Impulsen einhergehend, war auch die Bekämpfung von Hunger, Konflikten und Korruption ein Schwerpunkt des G20-Gipfels. Dieser Plan – die „G20 Compact with Africa-Initiative“ – gilt als die wichtigste Säule der weiteren internationalen Partnerschaft mit Afrika.

Ziel dieser Initiative sind die Infrastrukturentwicklung, eine stärkere wirtschaftliche Beteiligung und Beschäftigung sowie die Förderung von Investitionen des privaten Sektors. Gemeinsam mit den Internationalen Organisationen und bilateralen Partnern wollen die afrikanischen Länder daran arbeiten, die Rahmenbedingungen für private Investitionen zu verbessern.

Mit 1,1 Millionen neuen Jobs bis 2022 und einem Programm zur Kompetenzentwicklung junger Menschen soll die Jugendarbeitslosigkeit in ländlichen Regionen Afrikas massiv bekämpft werden. Zudem soll die Beschäftigungs- und Einkommenssituation sowie die Selbständigkeit von Frauen in Entwicklungsländern gefördert werden.

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Zufrieden über die Ergebnisse des Gipfels zeigte sich der südafrikanische Präsident Jacob Zuma. „Es konnte Einigkeit erzielt werden, die für die Entwicklung von Südafrika und den afrikanischen Kontinent entscheidend ist“, so Zuma. Südafrika ist das einzige afrikanische Mitglied der G20, bei dessen Gipfel in Hamburg allerdings  neben Condé auch noch Senegals Präsident Macky Sall vertreten war.

Vor allem der chinesische Präsident Xi Jinping bekannte sich zu einer langfristigen, intensiven wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit afrikanischen Staaten. Die Entwicklung Afrikas sei ein wichtiger Faktor für die Weltwirtschaft, so Xi.

Aufhorchen ließ beim Gipfel auch der US-amerikanische Präsident Donald Trump mit seiner Zusage von über 600 Millionen Dollar zur Bekämpfung der aktuellen Hungersnot in mehreren afrikanischen Ländern. Erst im März hatte die US-Regierung ihr Entwicklungsbudget deutlich gekürzt.

Während die Befürworter der Initiative diese als einen neuen, im Hinblick auf die Entwicklung Afrikas chancenreichen Ansatz für eine Zusammenarbeit sehen, wiesen Skeptiker auf grundsätzliche Defizite im Entwurf der Initiative hin. So beklagt etwa Sebastian Paulo von der Forschungsstiftung New Delhi die offen gebliebene Frage nach der Beteiligung Indiens, einem zunehmend wichtigen Wirtschaftspartner afrikanischer Staaten. Ebenso sei es zweifelhaft, ob der Plan der G20 auf die ärmsten Länder mit großen Finanzierungslücken bei der Infrastruktur anzuwenden sei.