© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 30/17 / 21. Juli 2017

Steuerpläne der Union
Im Steuerparadies
Jürgen Liminski

Es ist wie immer. Die letzten sechs Monate vor Bundestagswahlen leben Familien im imaginären Steuerparadies. Aber die Zwangsräumung läßt sich auch immer genau terminieren: Der Wahlabend, 18 Uhr. Dann erfolgt der Biß in den sauren Apfel und die Wirklichkeit  tritt zutage in Form des finanziellen Vorbehalts. Nur: Anders als im Garten Eden schämt sich dann keiner. Im Gegenteil. Kein Hahn kräht, wenn die Parteichefs, die Schöpfer des virtuellen Steuerparadieses, wieder zum Alltag übergehen mit seinen realen steuerlichen Belastungen und Sozialabgaben.

Dabei wird die Blöße immer schamloser. Seit drei Jahren sprudeln die Steuerquellen wie nie zuvor in der Republik, Finanzminister Schäuble (CDU) lebt im wirklichen Steuerparadies und schon längst hätte er gemeinsam mit dem Koalitionspartner SPD – der natürlich auch in den Monaten vor der Wahl wohlfeil von Steuererleichterungen spricht – den Bürger entlasten können. Jetzt rechnet der bayerische Finanzminister Markus Söder (CSU) sogar genau vor, wer wieviel sparen würde. Der Apfel wird nochmal poliert. 

Die Zahlen stimmen sicher, so könnte es sein. Aber mittlerweile leben schon zu viele zu lange in der harten Realität, so daß man sich, eingedenk einer alten Volksweisheit („Wer einmal lügt ...“), nur sagt: Oh, wenn es doch nur einmal gewesen wäre.