Kosovo im Jahr 2004. Der zehnjährige Nenad (Filip Subaric) ist Serbe und lebt mit seinem Vater und seinem Großvater in einer kleinen christlich-serbischen Enklave mitten in dem mehrheitlich von muslimischen Kosovo-Albanern bewohnten Land. Täglich wird er von einem Panzer der KFOR-Schutztruppen zur Schule gebracht, in der er mittlerweile der einzige Schüler ist.

Der Panzerkommandant ist ein italienischer Soldat, der seine Sprache nicht versteht, Freunde hat Nenad keine, der Vater trinkt und will schon lange hier weg, bleibt jedoch wegen des alten Großvaters. Als dieser stirbt und Nenads Tante (Anica Dobra) aus Belgrad anreist, um gemeinsam mit ihrem Bruder die Beerdigung vorzubereiten, wird ihr Reisebus von fanatischen Kosovo-Albanern beschossen.

Nenad hat inzwischen den dreizehnjährigen muslimischen Hirtenjungen Bashkim (Denis Muric) kennengelernt, der die Serben haßt, weil diese seinen Vater im Krieg getötet haben. Es bahnt sich eine dramatische Situation an, denn eigentlich können und dürfen sie keine Freunde sein, da die Wunden, die sich Albaner und Serben gegenseitig zugefügt haben, noch lange nicht verheilt sind …

Goran Radovanovics bewegendes Drama „Enklave“ (Serbien/Deutschland 2015) schildert mit bedrückender Authentizität den scheinbar unlösbaren Konflikt zwischen den ethnischen Gruppen im künstlichen Staatsgebilde Kosovo. Auf beiden Seiten schwelt der Haß, der jederzeit in einem blutigen Pogrom wieder aufflammen kann. Die Distanz zwischen den christlich-orthodoxen Serben und den muslimischen Kosovo-Albanern könnte nicht größer sein. Es sind schließlich die Kinder, die den Haß zunehmend in Frage stellen, und – obwohl er sich durchaus auch bei ihnen gewalttätig entlädt – immerhin versuchen, die tragischen Verhältnisse zu durchbrechen.

Radovanovics unideologisch und ruhig erzählter Film, der zum serbischen Oscar-Kandidaten gekürt wurde, zeigt nicht nur die traurige Alltagsrealität eines serbischen Jungen – großartig gespielt von Filip Subaric –, sondern vermittelt auch in Gestalt von Nenad und Bashkim ein leises Gefühl der Hoffnung, wie vage diese angesichts der durch tiefe Gräben und zahllose Gräber getrennten Völker auch immer sein mag.

DVD/Blu-ray: Enklave. Lighthouse Home Entertainment 2017, Laufzeit etwa 92 Mi-nuten