© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/17 / 28. Juli / 04. August 2017

Haltungsnote
Gerechte Straßen
Lukas Steinwandter

Gerechtigkeit ist ein beliebter Ausdruck unter Politikern. Er läßt sich mit jedem Thema verbinden, auch wenn man keine Ahnung davon hat. Aber es klingt halt irgendwie gut. Die SPD will als Partei der sozialen Gerechtigkeit wahrgenommen werden, und der Linkspartei geht das meistens nicht weit genug. 

Daß Gerechtigkeit mehr sein kann als eine Floskel, die in Strategiepapieren oder Wahlprogrammen steht, beweisen Berlins Grüne. Deren Fraktionschefin im Abgeordnetenhaus, Antje Kapek, möchte das Straßenleben gerechter machen. Das klingt dann so: „Wir wollen die Straßenräume in Berlin gerecht verteilen“, sekundierte sie in der Berliner Morgenpost. Um anzufügen: „Und zwar so, daß sie sicherer werden.“ 

Pendler, die jeden morgen mit dem Auto zur Arbeit fahren, um die Träume der ehrgeizigen „Radaktivistin“ zu finanzieren, die von der Uni direkt ins Politikerleben wechselte, wissen: In Berlin ist der Radfahrer König. Mehr Gerechtigkeit täte tatsächlich not. Kapek arbeitet derzeit an einem „rechtlich lupenreinen Gesetz“ – gegen die Autofahrer. Alle Hauptstraßen sollen mit „geschützten Radwegen“ ausgestattet werden. Für diese Verkehrswende werde „es auch mal nötig sein, daß ein Parkplatz wegfällt“.