© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/17 / 11. August 2017

Subtile Botschaften entstehen durch Kooperationen
Der neue Mediendienst „@mediasres“ des Deutschlandfunks will kein Schiedsrichter sein / Tendenzen gibt es aber sehr wohl
Christian Schreiber

Ebenso unauffällig wie Marina Weisband aus der untergegangenen Piratenpartei ausgetreten ist, ist sie nun wieder aufgetaucht. Neuerdings fungiert sie als Kolumnistin des Medienmagazins @mediasres, welches im Programm des Deutschlandfunks erscheint. „Mitten rein in die Medienwelt wollen wir stoßen und darüber informieren und nachdenken, welche Rolle Medien für die Gesellschaft spielen: Wo können sie frei und ungehindert jene Themen recherchieren, aufbereiten und präsentieren, die sie für relevant halten? Wo ist die Pressefreiheit – aus politischen wie aus ökonomischen Gründen – in Gefahr?“, heißt es in der Selbstdarstellung, in der auch auf die Zusammenarbeit mit der Nichtregierungsorganisation „Reporter ohne Grenzen“ hingewiesen wird.

Neben Weisband schreibt auch Schauspieler Christian Ulmen für das neue Format, der von sich behauptet, ein Grenzgänger zu sein und seiner Frau Collien attestierte, sie sei „fett geworden“. Die Themen der Ex-Piratin sind da interessanter. Warum viele die Wörter Trump und Tweet nicht mehr hören können. Warum man im Politik-Ressort nicht über die Anzahl der Eiskugeln beim Präsidenten-Dinner berichten sollte, erklärt sie und fordert, daß schlechtes Benehmen nicht zwangsläufig mit Aufmerksamkeit belohnt werden müsse. 

„@mediasres“ will über neue Entwicklungen im Hinblick auf Medienethik, -politik und -pädagogik, aber auch über wichtige Personalien und Unternehmen berichten. Dabei aber auch ganz grundsätzlich – dem aktuellen Trend der „Fake News“-Bekämpfung folgend – immer wieder erklären, „wie Meldungen, Hintergrundberichte, Analysen und Kommentare überhaupt entstehen und warum Nachricht und Meinung aus guten Gründen zu trennen sind“. Bemerkenswert ist der Satz: „Weil Journalisten eben keine Schiedsrichter sind, aber trotzdem eine Haltung haben dürfen.“ Das Publikum selbst solle durch die Weitergabe sorgfältiger Recherchen in die Lage versetzt werden, sich eine eigene Meinung zu bilden, um „auf dieser Grundlage eigene Entscheidungen zu treffen“.

Daß diese Hilfestellungen für den Zuhörer dann wieder in die altbekannte Richtung tendieren, zeigt die Kooperation mit der Initiative „Hoaxmap“, die es sich zum Ziel gemacht hat, Gerüchte und Falschmeldungen über Zuwanderer zu sammeln und zu wiederlegen. Die subtil mitschwingende Botschaft, die Probleme mit Ausländerkriminalität seien aufgebauscht, erscheint ähnlich abgedroschen wie die dennoch wiederholte Aussage: „Unabhängige Studien haben belegt, daß das Vertrauen in die etablierten Medien ungebrochen ist.“