© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/17 / 11. August 2017

Polnische Präsentation eines Berliner
Bücherschatzes Geraubte Zimelien
(wm)

Da eine Rückgabe des 1945 geraubten oder unterschlagenen deutschen Kulturguts politisch nicht gewollt ist (zuletzt JF 24/17), dürften auch Handschriften, Bücher und Musikalien, die aus der Berliner Staatsbibliothek während des Zweiten Weltkriegs in die vermeintliche Sicherheit Schlesiens ausgelagert wurden, dauerhaft in polnischer Hand verbleiben. So muß der Krakauer Romanist Piotr Tylus auf die lästige Rückgabefrage gar nicht mehr eingehen, wenn er mit verständlicher Emphase im Mitteilungsblatt der Staatsbibliothek (Bibliotheksmagazin, 1/2017) auf jüngste „sensationelle“ Funde, einige Dutzend mittelalterliche und frühneuzeitliche Handschriften aus dem niederschlesischen Kloster Grüssau, aufmerksam macht. Die wohl „schönste und kostbarste“ unter den neuentdeckten Zimelien sei ein reich bebildertes französisches Stundenbuch aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, das selbstredend den Besitzstempel der Staatsbibliothek trägt, die das Werk „von höchster Qualität“ 1925 im Leipziger Antiquariatshandel erwarb. Heute stehe der Prachtband der „interessierten Öffentlichkeit“ in der Biblioteka Jagiellonska zur Verfügung – dort, wo sich auch die anderen Berliner Bücherschätze befinden, deren Rückgabe Polen entgegen allen völkerrechtlichen Bestimmungen seit siebzig Jahren verweigert. 


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