© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/17 / 11. August 2017

Leser reagieren auf mediale Verantwortungsverschwörung
Ratlosigkeit der Zeitungsbranche
(ob)

Margreth Lünenborg, Professorin für Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt Journalistik (FU Berlin), ärgert sich über „einseitige Schwarzmalerei rund um die Zukunft der Tageszeitung“. Ihre Hand dafür ins Feuer legen, daß dieses alte „Geschäftsmodell“ nicht doch „mittelfristig zu Ende geht“, will sie indes nicht. In der von fallenden IVW-Zahlen dominierten Branche (JF 31/32-17) herrsche „viel Ratlosigkeit“, der auch ihre wissenschaftliche Expertise nicht beikommen könne. „Bündelung von Redaktionen“ dünne nur Meinungsvielfalt aus (fundiert. Magazin der FU Berlin, 1/2017). Und das Standbein Internet sei wegen jahrelang praktizierter Gratiskultur finanziell unattraktiv. Vielleicht ließen sich Leser daher besser mit „erzählerischem Journalismus“ oder mit der Hinwendung zum Lokalen und Regionalen zurückgewinnen. Angesichts so mauer Tips setzt Ingo Kahle, von 1995 bis 2016 Moderator beim RBB-Inforadio, lieber auf praxisnahe Analysen von Lünenborgs Kollegen Michael Haller (Hamburg) und Uwe Krüger (Leipzig), die die Berichterstattung über die „Flüchtlingskrise“ als „Verantwortungsverschwörung“ zwischen Presse und Politik beschreiben, die öffentliche Debatten über diese Masseninvasion verhindern sollte, aber stattdessen die Glaubwürdigkeit der Medien nachhaltig beschädigt habe. 


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