© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/17 / 18. August 2017

Haltungsnote
Geschlechter wie Sternzeichen
Gil Barkei

Das Geschlecht mit einem „Stellenwert wie heute das Sternzeichen“ – man könne zwar nachfragen, „aber es ist nicht wirklich von Bedeutung.“ So malt sich der Biologe und Sozialwissenschaftler Heinz-Jürgen Voß die Zukunft aus. Im Interview mit dem evangelischen Magazin Chrismon kritisiert er, daß die Neuerung, nach der Eltern intersexueller Babys nicht mehr „männlich“ oder „weiblich“ ankreuzen müssen, noch nicht weit genug ginge. Besser  wäre es, das Feld „andere Geschlechter“ anzubieten, denn davon gebe es „unzählige“. Wem man diese unsägliche Zweiteilung, die immer noch in der Schule unterrichtet wird, zu verdanken habe – und dieses Totschlagargument zieht bekanntlich hierzulande immer – sei auch klar: „den Nazis“. Dementsprechend verfestige diese Zweiteilung nur hierarchische, gewaltsame Strukturen: Gewalt gegen Frauen, Zwangsprostitution und ungleiche Löhne. Um die Menschen darauf aufmerksam zu machen, baut der Professor der Hochschule Merseburg „kleine Stolpersteine“ in seine E-Mail-Kommunikation und Vorträge in Jugendclubs oder bei Kirchentagen ein. Aus Anreden wie „Lieb* Hanna Lucassen“ oder „Soziologin Stefan“ hätten sich so schon interessante Gespräche entwickelt – das glaubt man gern.