© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/17 / 25. August 2017

Das Prekariat vermehren
Intelligenzforschung und Migration: Warum die Bücher des Bevölkerungswissenschaftlers Volkmar Weiss und des Historikers Rolf Peter Sieferle zusammen gelesen werden müssen
Thorsten Hinz

In mehreren Büchern hat der Leipziger Bevölkerungswissenschaftler Volkmar Weiss den Zusammenhang zwischen der menschlichen Intelligenz und den langfristigen Entwicklungen in Kultur und Gesellschaft untersucht. Vor fünf Jahren veröffentlichte er „Die Intelligenz und ihre Feinde“ (JF 42/12), ein Werk von über 500 Seiten, in dem er die westlichen Demokratien  und insbesondere Deutschland als im Niedergang zur Pöbelherrschaft begriffen beschreibt. Indikator und Triebkraft sei der kontinuierlich sinkende durchschnittliche Intelligenzquotient (IQ) der Bevölkerung.

Schon 1840, als die Industrialisierung in Deutschland gerade erst eingesetzt hatte, warnte ein scharfsichtiger Zeitgenosse: „Der Staat lasse sich nie dazu verleiten, aufs Betteln und Kinderzeugen Prämien zu setzen.“ Genau das ist aber eingetroffen mit der Folge, daß ein immer größerer Anteil des Nachwuchses von Eltern aus sozialen Unterschichten stammt. Deren prekäre Lebensumstände gehen zumeist mit einem niedrigen IQ einher, der sich in der Regel fortzeugt. So machen kinderreiche Familien zwischen 40 und 50 Prozent der Bewohner von Obdachlosenunterkünften aus. Fast die Hälfte der Kinder besucht eine Sonderschule, nur 20 Prozent erlernen einen Beruf. Die Dynamik des Sozialstaats erweist sich als struktureller Feind der Intelligenz und ebnet den Weg ins „Große Chaos“.

Syrische Ingenieure „auf Realschulniveau“

Weiss hat dieses gewichtige, aber nicht leicht zu lesende Buch für eine Neufassung auf 160 Seiten eingedampft und aktualisiert. Daraus sticht die Feststellung hervor, „daß innerhalb einer Generation die Auswirkungen der selektiven Migration, von Ein- und Auswanderung, von Flucht und Flüchtlingen, auf den IQ-Mittelwert eines Landes deutlich höher sind als die Auswirkungen der unterschiedlichen Kinderzahlen bei den Einheimischen“.

Das ist zusätzlich beunruhigend, denn die Einwanderung nach Deutschland erfolgt vor allem aus Nordafrika, dem Nahen und Mittleren Osten, das heißt aus Ländern, wo der durchschnittliche Intelligenzquotient der Bevölkerung verhältnismäßig niedrig ist. Weiss spricht dezidiert von einer „muslimischen Einwanderung“ und konstatiert, daß der mittlere IQ türkischer Schüler in Deutschland um 18 Punkte niedriger ist als der IQ der deutschen. In der zweiten Einwanderergeneration ist er sogar gefallen. 

Mit der 2015 erfolgten Grenzöffnung hat sich der Negativtrend beschleunigt. Entgegen den frühen Lobliedern über das angeblich hohe Bildungsniveau der Syrer befinden sich syrische Ingenieure überwiegend „auf Realschulniveau“. 65 Prozent der syrischen Schüler erreichen nicht, was die OECD als „Grundkompetenz“ definiert. Zwei Drittel können nur sehr eingeschränkt lesen und schreiben und bloß einfachste Rechenaufgaben lösen. Sollten sie und die anderen, ähnlich konditionierten Migranten in Deutschland verbleiben, werden sie das Prekariat vermehren und darin ethnisch und religiös definierte Sondergruppen bilden. Da ihre Fertilitätsrate höher ist als die der Einheimischen, kündigt sich eine weitere dramatische Verschiebung der Intelligenzstruktur an, die noch dadurch verschärft wird, daß die Auswanderer aus Deutschland, die sich vor allem in Richtung USA, Australien und Neuseeland absetzen, über einen überdurchschnittlichen Intelligenzquotienten verfügen.

Angesichts der Evidenz solcher Tatsachen erscheint das Buch „Die neuen Deutschen“ von Martina und Herfried Münkler (JF 43/16), das 2016 sogar zum „Debattenbuch des Jahres“ (Welt am Sonntag) erklärt wurde, um so mehr als ein affirmatives Machwerk und ist  nur erwähnenswert, weil es nach wie vor das Niveau der öffentlichen Diskussion bestimmt und zusammenfaßt. Man solle die Zuwanderung als „Chance“ begreifen, deklarierten die Autoren und begründeten das mit der „Pascalschen Wette“ um die nicht beweisbare Existenz Gottes: Wer dagegen wettet, gewinnt nichts, wenn er recht behält, verliert aber alles, wenn er Unrecht hat: das ewige Leben. Wer  hingegen auf Gott setzt, hat im Fall göttlicher Absenz nichts zu verlieren, gewinnt aber alles, falls er existiert. Genauso sei es mit der Ausländerintegration, die sich als Quelle der „Selbsterneuerung“ mit der „Wirkung eines Jungbrunnens“ erweisen könne.

Auf gut deutsch: Statt Politik zu machen, standhaft bleiben im Unmöglichen und auf ein neues Mirakel hoffen! Anders als beim fehlenden empirischen Gottesbeweis gibt es in puncto Migration neben der lebensweltlichen Erfahrungs- auch eine solide wissenschaftliche Datenbasis. Es bedarf einer großen Portion Autosuggestion und Ignoranz, um die „geringere Erwerbs- und höhere Transferempfängerquote“ von Ausländern damit zu erklären, daß „Diskriminierung hier ein ausschlaggebender Faktor“ sei.  Türken und Araber würden wegen ihrer fremd klingenden Namen viel seltener zu Vorstellungsgesprächen eingeladen. Das trifft gewiß zu, aber ist es „ausschlaggebend“ und geht auf „Diskriminierung“ zurück? Vietnamesische Namen klingen nicht weniger fremd, und auch im Aussehen unterscheiden Asiaten sich deutlich vom mitteleuropäischen Phänotyp. Dennoch ist von explodierenden Sozialkosten für Vietnamesen oder vietnamesischen Straßengangs keine Rede. Vielmehr liegen das Bildungsniveau und der IQ vietnamesischer Kinder über dem der Einheimischen.

Sieferle bestreitet genetische Ursachen

Es empfiehlt sich, „Das Migrationsproblem“ von Rolf Peter Sieferle zur vergleichenden und ergänzenden Lektüre heranzuziehen. Sieferle ist sich einig mit Weiss, wenn er bestreitet, daß sich „durch unkontrollierte Einwanderung von Analphabeten“ in ein High-Tech-Land, das sich im Prozeß der Digitalisierung befindet, eine Arbeitskraftlücke füllen oder gar ein Kreativitätsschub auslösen ließe. Die Erkenntnisse der Entwicklungspsychologie sprächen dagegen, daß selbst relativ junge Analphabeten sich zu Facharbeitern würden hochrüsten lassen. „Die Gesamtentwicklung ist mit spätestens 18 Jahren abgeschlossen, d. h. wer in diesem Alter noch nicht das formal-operative Stadium erreicht hat, dem wird das in der Folge niemals mehr gelingen.“ 

In dem Zusammenhang fällt ins Gewicht, daß die Steuerprogression die Früchte des sozialen Aufstiegs zunichte macht. Einem Durchschnittsverdiener wird heute die Hälfte seines Einkommens zu Umverteilungszwecken entzogen. Eine Senkung der Abgaben- und Steuerlast ist nicht zuletzt wegen der Kosten der Zuwanderung ausgeschlossen, eher ist eine zusätzliche Steigerung zu erwarten. Das konterkariert die in den modernen Industriestaaten übliche, qualitativ angelegte Familienplanung: Die Menschen bekommen weniger Kinder, die sie dafür aber besser auszustatten versuchen, etwa durch bessere Bildung. Der Effekt ist idealerweise ein doppelter: Zum einen werden die privaten Lebenschancen erhöht, zweitens werden die Nachkommen in die Lage versetzt, die immer kompliziertere Maschinerie moderner Daseinsfürsorge zu bedienen. Diese Planung wird ad absurdum geführt, wenn der Staat den eingeplanten Mehrwert zur Finanzierung von Migranten beschlagnahmt, die durch Kinderreichtum ihre staatlichen Zuwendungen erhöhen und im übrigen für die Generierung neuer Sozialhilfedynastien sorgen.

Wie Weiss hält auch Sieferle den IQ für entscheidend, bestreitet aber seine genetischen Ursachen. Er führt die Intelligenzunterschiede auf Umweltreize zurück, die in modernen Gesellschaften und traditionellen Gesellschaften quantitativ und qualitativ unterschiedlich sind. Zur „Umwelt“ gehörten auch kulturelle und familiäre Prägungen, was die Rückstände um so nachaltiger macht und die geringere Leistungsfähigkeit bestimmter Migrantenkinder in deutschen Schulen erklärt.

Weiss hingegen hält genetische Ursachen für wesentlich. Im Kapitel „Der IQ als das Maß der Denkkraft“ weist er darauf hin, daß die „mittleren Korrelationen“, die sich aus Intelligenztests von Blutsverwandten ergeben, „sehr gut mit den Erwartungen der genetischen Theorie“ übereinstimmen. Bereits 1971 hatte er die Hypothese aufgestellt, „daß die Existenz eines Hauptgens M1 die Häufigkeitsverteilung von Berühmtheiten und Hochbegabten unter den Blutsverwandten erklären könnte“. Inzwischen sieht er die Wissenschaft auf einem guten Wege, den Beweis dafür zu erbringen. Nicht umsonst trägt das Buch den Titel „Das IQ-Gen. Eine bahnbrechende Entdeckung und ihre Feinde“. Allerdings steht die Forschung noch am Anfang, insbesondere beim Problem der Vererbbarkeit. 

Für die Zukunft des Landes wird entscheidend sein, ob Erkenntnisse wie die von Weiss (und Sieferle) den Weg in die öffentlichen Großdiskurse finden oder ob dort Trivialitäten wie die von Münkler & Münkler ihr Monopol behaupten.

Volkmar Weiss: Das IQ-Gen – verleugnet seit 2015. Eine bahnbrechende Entdeckung und ihre Feinde. Ares Verlag, Graz 2017, 160 Seiten, gebunden, 19,95 Euro