© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/17 / 25. August 2017

Haltungsnote
Unglaublicher Überlebenswille
Gil Barkei

Jeder kennt eine solche Situation: Die Mehrheit einer Gruppe entschließt sich zu einer Aktion, die man selbst nicht gutheißen kann. Wie reagiert man: dem Gruppenzwang nachgeben und mitmachen oder zu seiner Überzeugung stehen und sich von den anderen distanzieren? Im US-Bundesstaat Alabama war Lisa Theris mit zwei Männern in der Natur unterwegs, als diese ihr eröffneten, in eine Jagdhütte einbrechen zu wollen. Weil sie sich nicht an einer Straftat beteiligen wollte und sich unter Druck gesetzt fühlte, ergriff die Studentin die Flucht, verirrte sich aber in der Dunkelheit im Wald. Ohne ein Lebenszeichen über Handy oder Facebook befürchteten ihre Angehörigen schon das Schlimmste. Doch die 25jährige schlug sich 28 Tage durch die Wildnis, bis sie endlich auf eine Straße stieß. Um zu überleben ernährte sie sich von Pilzen und Beeren und trank aus Pfützen. 22 Kilo leichter, mit verfilzten Haaren, sonnengegerbter Haut und übersät mit Insektenstichen entdeckte sie eine Autofahrerin. Der örtliche Sheriff zeigte sich im Lokalfernsehen tief beeindruckt: „Ihr Überlebenswille ist unglaublich.“ Während Theris wieder bei ihrer Familie ist, wurden die beiden Männer, die tatsächlich ihren Einbruchsplan umsetzten, mittlerweile von der Polizei gefaßt.