© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/17 / 01. September 2017

Zwischen Katzenvideos und Politik
Online-Nachrichten: BuzzFeed möchte investigativ werden und positioniert sich links / Chefredakteur kommt von Correctiv
Christian Schreiber

Die amerikanische Online-Plattform „Buzzfeed“ zieht mit Katzenvideos und Schmunzellisten Millionen von Nutzern an. Seit 2014 ist sie auch auf dem deutschen Markt aktiv. Nun will sie journalistischer werden und positioniert sich erwartungsgemäß im Zweifel links. 

Bereits zum 1. April wurde Daniel Drepper neuer Chefredakteur des Portals. Er gehörte zum Gründungsteam des Recherche-Netzwerks Correctiv und hat seinem neuen Projekt eine kräftige Kurskorrektur verordnet. „Bislang hat sich BuzzFeed in Deutschland vor allem auf Entertainment konzentriert – und das sehr erfolgreich“, erklärte er auf seiner Facebook-Seite. Mit seinem in den vergangen Monaten aufgebauten Team will er sich auf Themen konzentrieren, die „zuwenig Aufmerksamkeit erfahren“, und nannte in diesem Zusammenhang linke Dauerbrenner wie Rassismus, soziale Ungerechtigkeit und die LGBTQ-Community. 

Dazu gehöre auch eine engere Zusammenarbeit mit den „BuzzFeed“-Chefredakteuren in London und Paris, die sich in der Vergangenheit bereits deutlich links-investigativ positioniert haben. In den USA gilt „BuzzFeed“ schon seit einigen Jahren als relevantes Nachrichtenmedium, in der Redaktion arbeiten acht Pulitzer-Preisträger. 

In Deutschland hat das Portal kürzlich erstmals mit Sigmar Gabriel einen Spitzenpolitiker interviewt. „Was wollt ihr von ihm wissen“, kündigte das Online-Portal das Gespräch an und rief seine Nutzer dazu auf, Fragen an den Außenminister über Facebook einzureichen. So reichte die inhaltliche Bandbreite von der Aussage Gabriels, daß Deutschland kein Problem mit dem Linksterrorismus habe, bis hin zu dem Eingeständnis, daß der Politiker sein Nutella-Brot lieber mit Butter esse. 

Drepper erklärte, er wolle vor allem die Leute erreichen, die „keine klassischen Politik-Konsumenten“ und eher „wegen unterhaltenden Elementen im Internet unterwegs“ seien. Kritikern des Gabriel-Auftritts konterte er: „Wir haben als Buzzfeed einfach noch mal einen anderen Blick darauf, wir haben ein ganz anderes Publikum als die traditionellen Medien: Unser Publikum ist jung, Anfang 20, überwiegend weiblich, überwiegend in Großstädten.“ Neue journalistische Formen würden eben auch mal „ungewohnt“ erscheinen.