© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/17 / 08. September 2017

DVD: Werwolf vor Tarker Mills
Animalische Natur
Werner Olles

Bereits in der Mythologie des antiken Griechenland taucht die Verwandlung eines Menschen in einen Wolf als Strafe der Götter auf, bezeichnenderweise als Strafe für die Übertretung des Kannibalismus-Tabus. Lykaon, von dessen Name sich der Begriff Lycanthropie ableitet, hatte Zeus durch den rituellen Verzehr von Knaben erzürnt und wurde zur Strafe in einen Wolf verwandelt.

Im Horror-Genre hingegen verkehren sich Strafe und Vergehen: Die Ursache des Lycanthropismus wird nun als seine Folge gedeutet. Unter Vollmond-Einfluß wird ein bis dahin unschuldiger Mensch zu einem reißenden Tier. Der Begriff Werwolf entstammt der angelsächsischen Sagenwelt, in der das Werwolf-Motiv eng mit dem Vampirismus verbunden ist. Innerhalb der Horror-Mythologie unterscheidet den Werwolf vom Vampir jedoch, daß letzterer eine – wenngleich auch pervertierte – „Liebe“ zu seinen Opfern empfindet, während der Werwolf aus reiner Wut mordet. Vom Vampir geht eine gewisse Faszination aus, während der Werwolf nackte Furcht evoziert.

In Daniel Attias’ Horrorfilm „Werwolf von Tarker Mills“ („Silver Bullet“, USA 1985) nach einer Kurzgeschichte von Stephen King, der auch das Drehbuch schrieb, terrorisiert ein Werwolf die Kleinstadt Tarker Mills im Bundesstaat Maine an der Ostküste der USA. In Vollmondnächten werden schrecklich zugerichtete Leichen gefunden, und die Panik der Bevölkerung nimmt immer mehr zu. Als die Geschwister Marty (Corey Heim) und Jane (Megan Follows) eines Nachts von einer wolfsähnlichen Bestie angefallen werden, läßt ihr Onkel Red (Gary Busey) eine Silberkugel anfertigen …

Der tricktechnisch perfekte Horrorfilm ist eine ziemlich mißlungene Mischung aus Thriller und Detektivstory, die die Zwischentöne des Werwolf-Mythos, den Konflikt mit der animalischen Natur des Menschen und der nur anerzogenen Zivilisierung, um Längen verfehlt. Verglichen mit anderen gehört der Streifen zu den am wenigsten überzeugenden Stephen-King-Verfilmungen. Empfehlenswert ist er ausschließlich für eingefleischte Fans des Genres, die sich auch von einer völlig unglaubwürdigen Handlung, einer uninspirierten Regie und miserablen schauspielerischen Leistungen nicht abschrecken lassen.

DVD/Blu-ray: Werwolf von Tarker Mills. KochMedia 2017, Laufzeit etwa 94 Minuten