© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/17 / 08. September 2017

Geheimagent und Schmuggler
Kino: „Barry Seal – Only in America“ mit Tom Cruise
Wolfgang Paul

Barry Seal hat in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine Karriere der besonderen Art hingelegt. Er schmuggelte im Auftrag amerikanischer Regierungsstellen Waffen nach Lateinamerika und für dortige Kartelle Drogen in die USA. Mit seinen verdeckten Aktionen wurde er zum Milliardär, der allerdings seinen Reichtum verbergen mußte.

Für das Kino, das so gern „wahre Geschichten“ erzählt, ist diese Vorgabe ein Geschenk. Doug Liman, Regisseur der „Bourne Identität“, hat mit Hilfe des Kameramannes César Charlone („City of God“) seiner Verfilmung ein dokumentarisches Kleid verpaßt, um das unglaubliche Geschehen dem staunenden Publikum etwas plausibler zu machen.

Viele Waffen landen beim Drogenkartell

Den „wahren“ Barry Seal spielt Tom Cruise mit einer bravourösen Mischung aus Abenteuerlust, Gerissenheit und Staunen über die Entwicklung, die das Leben nehmen kann. Als Pilot der Fluggesellschaft TWA verdient er sich auf seinen Flügen nach Lateinamerika durch kleine Schmuggeleien ein Zubrot. Das macht ihn für die CIA interessant, die ihn zu Aufklärungsflügen anheuert. Mit dem Flugzeug, das ihm gestellt wird, fliegt er an der staatlichen Luftkontrolle vorbei, was wiederum das Interesse der südamerikanischen Drogenbosse weckt. Bald ist er mit Pablo Escobar im Geschäft. Weil in Nicaragua ein verhaßtes kommunistisches Regime bekämpft werden soll, fliegt Seal Waffen für die Contras nach Lateinamerika und nimmt – hinter dem Rücken der US-Amerikaner – Drogen auf dem Rückweg mit. Klar, daß viele von den Waffen beim Drogenkartell landen. Und als die antikommunistischen Kämpfer zur Ausbildung in die Staaten geflogen werden, sind eben auch Drogenhändler unter ihnen.

„Barry Seal – Only in America“ zeigt eine Karriere als Schelmenstück, mit einem Doppelagenten, der eine gewisse Naivität behält. Ihn plagen keine Skrupel. Nur als sein Schwager bei einem Attentat getötet wird, scheinen ihm Zweifel zu kommen. Aber die sind schnell verflogen, und der Selbsterhaltungstrieb gewinnt die Oberhand.

Am Ende wird der Film immer politischer. Während Seal mit Eifer Kokain in die Vereinigten Staaten fliegt, verkündet Präsident Reagan, daß das kommunistische Nicaragua hinter der Drogenflut steckt. Schließlich wird Seal noch zu einem Protagonisten der Iran-Con-tra-Affäre. Und auch darüber darf gelächelt werden.