© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/17 / 08. September 2017

Prähistorische Einwanderung mit finalen Konsequenzen
Autochthone komplett ersetzt
(wm)

Molekular betrachtet sind die Unterschiede zwischen dem modernen Menschen und dem Neandertaler gering. Gerade einmal 87, für die Hirnfunktion allerdings maßgebliche Proteine trennen die beiden Arten. Dennoch stammen nur zwei Prozent der DNA des Homo sapiens von seinem vor 38.000 Jahren ausgestorbenen Verwandten. Was Multikulti-Exaltados nicht hindert, prähistorische Romanzen vom bereichernden Austausch zwischen autochthonen Neandertalern und dem nach Europa eingewanderten modernen Menschen zu dichten. Tatsächlich, so entzaubert Jean-Jacques Hublin, Direktor des Leipziger Max-Planck-Instituts (MPI) für evolutionäre Anthroplogie, solche Legenden, dürfte diese Begegnung „feindselig, aggressiv, gewaltsam“ verlaufen sein, wie regelmäßig Treffen konkurriender Stämme in der Menschheitsgeschichte (Max-Planck-Forschung, 2/2017). Entsprechend finale Konsequenzen für Mitteleuropas „lokale Bevölkerung“ hatte daher auch eine vor 4.800 Jahren ausgelöste Einwanderungswelle aus der asiatischen Steppe, deren Details Hulbins Kollegen vom MPI für Menschheitsgeschichte (Jena) mittels Isotopenanalyse zu klären versuchen. Fest steht, daß die „Migranten“ die Einheimischen „nahezu komplett ersetzten“. Umstritten ist, ob dies durch einen Pesterreger geschah, gegen den sie selbst Resistenzen entwickelt hatten. 


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