© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/17 / 08. September 2017

Umwelt
Grüner reisen
Jörg Fischer

Lidl brauchte ein halbes Jahr länger als Aldi, doch seit März werden auch dort zwölf Euro Mindestlohn gezahlt. Geht es hingegen um politisch korrekte Liebedienerei, sitzt das Geld bei dem Milliardenkrämer aus dem Winfried-Kretschmann-Ländle lockerer: Lidl hat vor der überfälligen Lohnerhöhung lieber erst einmal 20 Ladestationen für E-Autos errichtet. Damit soll Lidl zum „nachhaltigsten Discounter der Branche“ aufsteigen. Daß so jeweils zwei der oft knappen Parkplätze blockiert werden, könnte ein Argument sein, demnächst bei der Konkurrenz einzukaufen: Aldi Süd will Benzin- und Dieselzapfsäulen aufstellen. Vorbild sind die eigenen Hofer-Filialen in Österreich, wo es 79 Diskont-Tankstellen gibt, die von der FE-Trading und der Gutmann GmbH betrieben werden.

3,6 Millionen Euro an EU-Geldern für die grenzüberschreitende Elektromobilität.

Immerhin wurden die 20 von Gildemeister betriebenen Lidl-„DC-Schnellader“ ohne direkten Aderlaß der Steuerzahler errichtet. Das ist bei den Central European Green Corridors (CEGC) nicht der Fall: Für 7,1 Millionen Euro sollen 115 Ladestationen an den Urlauberrouten in Deutschland, Österreich, Slowenien, der Slowakei und Kroatien gebaut werden. Der Anteil der EU-Finanzierung beträgt 3,6 Millionen. „Damit wird grenzüberschreitende Elektromobilität möglich, die nicht nur zur Urlaubszeit eine Reise mit dem E-Auto zwischen München und Zagreb erlaubt“, behauptet die CEGC-Initiative. 20 Schnellader sollen etwa an der gebirgigen 380-Kilometer-Strecke von Wien nach Laibach stehen. Da die nur kurzstreckentauglichen E-Autos aber mindestens eine halbe Stunde brauchen, um wieder auf 80 Prozent Ladezustand zu kommen, dürfte es sehr eng werden, wenn sich mehr als hundert E-Autos gleichzeitig gen Adria aufmachen.