© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/17 / 15. September 2017

Haltungsnote
„Ich bin frei, faß mich nicht an“
Gil Barkei

Wie können sich Frauen in islamisch-patriarchalischen Kulturkreisen behaupten? Mit Selbstsicherheit und Stärke – das ist die Einstellung von Lina Khalifeh. Die Trägerin des schwarzen Gürtels in Taekwondo hat in der jordanischen Hauptstadt Amman die erste Kampfsportschule im Mittleren Osten gegründet. In ihrem Studio „SheFighter“ möchte sie das vermeintlich schwache Geschlecht mental wie physisch stärken und damit Gewalt gegen Frauen und Mädchen entgegentreten. Bei ihr trainieren Schülerinnen mit Kopftuch neben Unverhüllten. An der Wand steht ein Zitat von Khalifeh, die mehr als 17 Jahre Erfahrung in Sachen Treten und Schlagen mitbringt: „Weißt du, was Hassende am meisten hassen? Eine Frau mit einem Paar Boxhandschuhe.“ Ein weiterer Leitspruch lautet: „Ich bin frei, faß mich nicht an.“ Die ersten Selbstverteidigungskurse hat Khalifeh noch im Keller ihres Elternhauses gegeben, bevor sie unbeirrt ihr Studio aufgebaut hat. Jetzt möchte sie über die Grenzen Jordaniens hinaus Frauen erreichen. Im Libanon, aber auch in Europa, bietet die 33jährige Lehrgänge an und besucht Schulen. „SheFighter“ soll zu einer Art Netzwerk werden, in dem weltweit Trainer und Interessierte regelmäßige Unterrichtseinheiten organisieren.