© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/17 / 22. September 2017

Zunehmende Übergriffe auf Frauen
Am hellichten Tage
Birgit Kelle

Als Frau weiß man, welche Orte man besser meidet. Wir bekommen es schon als Mädchen von unseren Eltern in die weibliche DNA geimpft. Wie kommst du nach Hause nach der Party? Wer begleitet dich? Lauf nicht allein. Meide dunkle Ecken. Meide bestimmte Straßen. Heute gebe ich meiner 18jährigen lieber Geld für ein Taxi. Und im Selbstverteidigungskurs waren wir gemeinsam. 

Ja sicher, Vergewaltigungen hat es auch schon gegeben, als ich 18 war. Ich kenne die Fakten. Der Unterschied zwischen damals und heute besteht darin, daß das Risiko heute neue Wege geht. Und es gibt neue Täterprofile. Es geschieht am hellichten Tage, und nicht abends auf dem einsamen Heimweg. Nicht in dunklen Ecken, sondern mitten in der Stadt. Es sind plötzlich Gruppen von Männern, die brutal zusammen über eine Frau herfallen. 

Die Silvesternacht in Köln war nur ein Vorgeschmack, der nicht ernst genug genommen wurde. Die Dämme brechen. Die Skrupel auch. Allein schon die bayerische Statistik zeigt einen Anstieg der Vergewaltigungen um fast 50 Prozent. In der Gruppe der Migranten einen Anstieg der Täter um 90 Prozent. Würden wir über Verkehrsopfer sprechen, wäre längst Hektik ausgebrochen in der Politik. Präventionsmaßnahmen. Schutzmaßnahmen. Wann beginnt die Politik endlich, die Frauen im Land zu schützen?