© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/17 / 29. September 2017

Lesereinspruch

Blinder Fleck

Zu: „Zuerst Schulmedizin, dann Akupunktur“ von Hartmut Vossler (JF 38/17) 

Doppelblindstudien stellen die Wirksamkeit der Homöopathie in Frage, so Ihr Tenor. Ich hatte vor der Berentung lange Jahre eine Praxis für Klassische Homöopathie inne. Bis meine Verschreibungen in ernsten chronischen Fällen „saßen“ und wirkliche Erfolge zeitigten, vergingen anfänglich allerdings einige Jahre. Die Hahnemannsche Homöopathie zu erlernen ist schwierig, weil sich ihr Wissen zwar theoretisch erwerben läßt, aber erst mit Anschauung füllen muß, bevor sie Früchte tragen kann. Wessen Verordnungen liegen den Doppelblindstudien zugrunde, daß ihre Erfolgsquote die der üblichen Placeboeffekte nicht wesentlich übersteigt? Verordnungen von Kandidaten aus ärztlichen Schnellkursen in Homöopathie taugen zum Vergleich bestimmt nicht und dürften der blinde Fleck der üblichen Doppelblindstudien sein. Schließlich zum Einwand, Erfolge der Homöopathie könnten sich auch psychotherapeutisch erklären lassen, da hier das einfühlsame Patientengespräch einen weiten Raum einnehme. Daß meine vierbeinigen Klienten hier besonders zugänglich waren, glaube ich nicht.

Norbert Lanfer, Unkel-Bruchhausen