© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/17 / 29. September 2017

Zeitschriftenkritik: Salzkorn
Auf das Bekenntnis besinnen
Werner Olles

Es sind etwa 100 Menschen verschiedener Konfessionen, Familien mit Kindern, Ledige, junge Erwachsene und Ruheständler, die als ökumenische Lebensgemeinschaft in Reichelsheim im Odenwald und in Greifswald ein Leben im Rhythmus von Gebet und Arbeit führen. Die „Offensive junger Christen“ (OJC), eine ökumenische Kommunität in der Evangelischen Kirche, will vor allem jungen Menschen „Heimat, Freundschaft und Richtung geben“. Geistig-geistliche Reflexion und gesellschaftliches Handeln stehen dabei im Vordergrund. Zu den Schwerpunkten gehört die Stärkung von Ehe und Familie, die erlebnispädagogische Entdeckung der Heiligen Schrift, die Hilfe für verfolgte Christen im Irak, aber auch eine ganzheitliche christliche Menschenbildung.

Salzkorn, der Freundesbrief der OJC, erscheint viermal jährlich zum kostenlosen Bezug. Der Untertitel „Klarer – schärfer – lebendiger. Anstiftung zum gemeinsamen Christenleben“ ist ebenso Programm wie die „Erneuerung in Kirche und Gesellschaft“. So beschäftigt sich die aktuelle Ausgabe unter anderem mit der vom Bundestag beschlossenen „Ehe für alle“ und erinnert daran, daß „Feministen und Genderprotagonisten“ im säkularen Raum ganze Arbeit geleistet haben. Das biologische Geschlecht spiele nun in der Geschlechter- und Generationenfrage keine Rolle mehr, selbst in katholisch geprägten Ländern habe die „Ehe für alle“ Einzug gehalten. Seltsam mute es jedoch an, daß im 500. Jahr der Reformation die EKD diese Gesetzesnovelle „bejubele“ und sich damit vom biblischen Zeugnis und fundamentalen Glaubenssätzen abkoppele. Tatsächlich gebe es in der Bibel und den Bekenntnisschriften „keine einzige Fundstelle, die als Ermutigung zu solcher Gleichmacherei dienen könnte“ (Axel Freiherr von Campenhausen, ehemaliger Leiter des Kirchenrechtlichen Instituts der EKD).

„Anstößiges zu einer Besinnung auf das Eigentliche“ bietet der ehemalige Pastor Burkhard Holz und zitiert Papst Benedikt: „Muß man dem Säkularisierungsdruck nachgeben, modern werden durch die Verdünnung des Glaubens?“ Der Autor beschreibt die 150.000 Abtreibungen jährlich in Deutschland als „Zersetzung des Leibes Christi“ und „Molochkult“. Doch sei Abtreibung kein Thema in Theologie und Verkündigung. Stattdessen mache sich „unsere Kirche zum Sprachrohr einer reproduktiven Gesundheit“. Scharf kritisiert er die Übernahme der „Gender-Agenda“ mit ihrem wirren Menschenbild und den „religiösen Schulterschluß“ mit dem Islam, während eine kritische Auseinandersetzung auf der Grundlage von christlichem Bekenntnis nicht stattfinde. So torkele man „einem wachsenden, rechtlich, politisch und religiös zunehmend übernahmebereiten Islam in die Arme“. 

Ein Beitrag von Irisz Sipos befaßt sich mit der Debatte um das Relief „Judensau“ in der Wittenberger Stadtkirche. Jenseits des „Wahns politischer Korrektheit“ ruft die Autorin zu einem sensiblen Umgang mit der Thematik auf. Es gehe um ein „gemeinsames Ringen um eine würdige Erinnerungskultur“.

Kontakt: Offensive Junger Christen – OJC e.V., Helene-Göttmann-Str. 1, 64385 Reichelsheim.

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