© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/17 / 29. September 2017

Zuckerberg möchte mehr Transparenz schaffen
Werbung in sozialen Netzwerken: Facebook verschärft die Regeln für politische und zielgruppenorientierte Anzeigen
Ronald Berthold

Rußland hat sich über Facebook nicht spürbar in den deutschen Wahlkampf eingemischt. Das unterstrich der Chef des größten sozialen Netzwerkes der Welt, Mark Zuckerberg, vergangenes Wochenende. Vertreter der bisherigen Bundestagsparteien und zahlreiche Medien hatten in den Monaten zuvor immer wieder behauptet, der Kreml versuche, mit „Fake News“ über das soziale Medium Stimmung gegen die Bundesregierung und die parlamentarische Opposition zu machen, um damit die AfD zu unterstützen. Dies stellt sich nun selbst als Falschmeldung heraus.

Nichtsdestotrotz hat Facebook während des Wahlkampfes in Deutschland Tausende mutmaßliche „Fake Accounts“ gelöscht. Angeblich habe die Gefahr bestanden, mit Hilfe dieser Konten die Wahlentscheidung zu beeinflussen. Allerdings beklagten auch real existierende Personen, der Aktion zum Opfer gefallen zu sein.

In den USA ermittelt der Kongreß weiterhin wegen möglicher Wahlkampf-manipulationen, die über Facebook-Seiten aus dem Ausland erfolgt sein sollen. Denn eine solche Einmischung ist in den Vereinigten Staaten verboten. Im Zusammenhang mit den Vorwürfen, von russischen Konten aus sei der Präsidentschaftswahlkampf beeinflußt worden, bewegt sich Facebook nun auf Senat und Repräsentantenhaus zu. Der Konzern stellt dem zuständigen Ermittlungsausschuß demnächst Daten von 3.000 bezahlten politischen Inseraten zur Verfügung. Dabei geht es offenbar um rund 470 Profile, die Facebook im Zuge seiner internen Untersuchungen ausfindig gemacht hat. Diese hätten die verdächtigen Anzeigen zwischen Juni 2015 und Mai 2017 in Auftrag gegeben. „Unsere Analyse legt nahe, daß diese Accounts und Seiten miteinander vernetzt waren und von Rußland aus betrieben wurden“, erklärte Facebooks Sicherheitschef Alex Stamos bereits Anfang September. Über diese Profile seien Inserate im Wert von 100.000 Dollar gebucht worden.

Diesbezüglich kündigte Facebook jetzt an, künftig mehr Transparenz bei politischer Werbung herzustellen. Daher will es für diese Anzeigen seine Regeln verschärfen. Das heißt: Bei politischen Inseraten wird demnächst zusätzlich die Seite in dem sozialen Netzwerk angezeigt, die die Anzeige in Auftrag gegeben und bezahlt hat.

Auch bei der zielgruppenorientierten Werbung gibt es eine Neuerung. Facebook ermöglicht es seinen Anzeigenkunden grundsätzlich, ihre Promotion ausschließlich an Menschen mit bestimmten Interessen und politischen Präferenzen zu richten. Das will das Unternehmen so beibehalten, allerdings sollen mehr Mitarbeiter die Einhaltung der Regeln prüfen: Inhalte, die religiöse, ethnische oder sexuelle Gruppen attackieren, sind tabu. Zudem können Facebook-Mitglieder künftig unpassende Annoncen melden und einsehen, welche Anzeigen der Auftraggeber für andere Zielgruppen geschaltet hat.