© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/17 / 06. Oktober 2017

CSU in der Krise
Servus Seehofer
Paul Rosen

Nach der katastrophalen Wahlniederlage der CSU bei der Bundestagswahl steht eine Konsequenz so gut wie fest: Horst Seehofer hat seine politische Zukunft hinter sich. Mit diesem Ministerpräsidenten kann die CSU die für sie wichtigste Wahl zum Bayerischen Landtag im nächsten Jahr nicht gewinnen. Sollte Seehofer an der Spitze bleiben, werden die 38 Prozent bei der Bundestagswahl für die CSU zur unerreichbaren Obergrenze. Eine Dreier-Koalition mit Freien Wählern und FDP wäre eine mögliche Folge. Damit würde die jahrzehntelange Identität von Bayern und CSU aufbrechen. Regieren in Bayern würde kaum noch durch Handschrift und Farbe der CSU geprägt. 

Seit Eintreffen der Flüchtlingswelle an der bayerischen Grenze wirkte der CSU-Chef wie von allen guten Geistern verlassen. Zu Recht konstatierte er eine „Herrschaft des Unrechts“, um später mit der Berliner Herrin gemeinsam in den Wahlkampf zu ziehen – mit demonstrativen Umarmungsszenen. Diesen Seehoferschen Drehungen konnten sehr viele Wähler nicht mehr folgen, und sie sagten ihrer Partei ein klares Servus. Um weitere Verluste zu vermeiden, wird die CSU – angeführt von der um Pfründen bangenden Landtagsfraktion – bald Horst Seehofer Servus sagen. Als Nachfolger stehen der ehrgeizige Markus Söder und der um seine politische Rehabilitierung bemühte Karl-Theodor zu Guttenberg bereit.