Daß Martin Schulz im Wahlkampf eine Zwangsquote für Elektroautos in der EU verlangte, hat der SPD nichts gebracht: Umweltbewegte kreuzten das grüne Original an und damit das irrwitzige Neuzulassungsverbot für Benzin- und Dieselautos ab 2030. Aber auch Angela Merkels „Klimaschutzplan 2050“ sieht bis 2030 „eine signifikante Absenkung der Emissionen von Pkw“ durch eine „Elektrifizierung der Neuwagenflotte“ vor. Eventuelle Sturköpfe bei FDP und CSU werden in den Jamaika-Verhandlungen nun mit dem China-Argument gefügig gemacht: Ab 2019 müssen die Hersteller im Reich der Mitte zehn Prozent ihrer Autos mit einem E-Antrieb ausrüsten, von 2020 an sollen es im weltgrößten Automobilmarkt zwölf Prozent sein.

Angesichts der Luftverschmutzung in den chinesischen Megastädten scheint das nachvollziehbar – aber was hat das mit Deutschland zu tun? Hauptverursacher des chinesischen Smogs sind die dortige Industrie und die filterlosen Kohlekraftwerke, nicht die mit Katalysatoren ausgerüsteten Benzinautos. 232.633 Pkws exportierte die deutsche Autoindustrie 2016 nach China – das waren nur 42 Prozent des Exportvolumens in die USA oder 76 Prozent von dem nach Italien. Schwieriger wird es aber für die Millionenproduktion von BMW, Mercedes oder VW in China. Anders als deutsche Grüne glauben, ist die chinesische „E-Quote“ in Wahrheit jedoch keine absolute, sondern ein kompliziertes Punktesystem à la Kalifornien. Als E-Autos zählen beispielsweise auch Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge, also Benziner, die einige Kilometer elektrisch fahren können.

Die „echten“ Elektroautos müssen zwar produziert, aber nicht unbedingt in China verkauft werden. Das erklärt nun, warum Konzernlobbyisten laut für eine grüne Regierungsbeteiligung trommeln: Es geht ihnen nicht nur um eine Fortsetzung der „Willkommenskultur“, sondern auch darum, den Deutschen endlich teure Plug-in-Hybrid- und praxisuntaugliche E-Autos gesetzlich aufzuzwingen.