© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/17 / 06. Oktober 2017

GegenAufklärung
Kolumne
Karlheinz Weißmann

Die Auseinandersetzung um die Unabhängigkeit Kataloniens hat am vergangenen Wochenende einen neuen Höhepunkt erreicht. Der Konflikt bestätigt auch, daß es nicht ein, sondern mehrere Spanien gibt. Etwas, das in der alten Verfassung des Landes seinen Niederschlag fand durch die zahllosen Vorrechte der Provinzen. Das aber auch seit dem 19. Jahrhundert zum Ausdruck kommt in der Menge separatistischer Tendenzen, die sich entweder mit dynastischen, völkischen oder liberalen, anarchistischen, sozialistischen, kommunistischen Ideen legieren. Wer je den Stolz auf die eigene Identität bei Basken oder Katalanen gesehen hat, wird ihnen gute Gründe für das Streben nach Souveränität zubilligen, aber es bleibt doch dabei, daß die „Balkanisierung für jedermann“ (Henning Eichberg), die um sich greift, eine fatale Steigerung des politischen Chaos bedeutet, das längst groß genug ist. Also: „Friede den Palästen!“ (Armin Mohler)

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Der amerikanische Soziologe Arno Tausch hat in einer neuen Untersuchung zum islamischen Terrorismus die Behauptung zurückgewiesen, es gebe keine empirische Basis für die Analyse des Ausmaßes, in dem Moslems Gewaltakte aus Glaubensgründen rechtfertigten. Eine hinreichend breite Datenbasis aufgrund weltweiter Erhebungen erlaube, folgendes festzustellen: 21 Prozent aller Muslime unterstützen offen al-Qaida, 17 Prozent die Taliban, 21 Prozent die Hisbollah, 22 Prozent die Hamas, 27 Prozent halten Selbstmordattentate für grundsätzlich legitim. Tausch weist außerdem darauf hin, daß die 128.935 Opfer, die der islamische Terrorismus seit dem 1. Januar 2010 gefordert hat, der von der Weltgesundheitsorganisation festgestellten Todesrate bei Naturkatastrophen und Seuchen, etwa Lepra, entspricht. Weiter sieht er einen Zusammenhang zwischen dem Terror und den Werthaltungen, die Moslems auch sonst einnehmen: 92 Prozent von ihnen lehnen die Heirat der eigenen Tochter mit einem Christen ab, 86 Prozent glauben, daß sich die Frau dem Mann unterzuordnen hat, 86 Prozent, daß nur Muslime in den Himmel kommen, 70 Prozent wollen die Scharia als geltendes Staatsrecht, 45 Prozent verteidigen Ehrenmorde, 35 Prozent halten die Todesstrafe bei Konversion für akzeptabel, und 32 Prozent befürworten die Vielehe.

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Gerade wohlwollendere Kommentatoren vergleichen die AfD gern mit den Grünen in ihrer Startphase Anfang der achtziger Jahre. Aber man sollte bei der Behauptung von Parallelen doch Zurückhaltung wahren, sonst kommt es zu Verharmlosungen, an denen niemand interessiert sein kann. Das Führungspersonal der Alternative für Deutschland weist jedenfalls keine bekennenden Päderasten oder Stasi-Agenten auf, keine Ex-Terroristen oder Ex-Terroristenanwälte mit Abgrenzungsproblemen gegenüber dem bewaffneten Untergrund, keine Wehrsportgruppenführer oder ehemalige Spitzenkräfte von Politsekten, die ihre Mitglieder nicht nur um Lebensjahre, sondern auch um ihr Vermögen gebracht haben. Und ganz sicher liegt die Quote der Vorbestraften bei der AfD deutlich unter derjenigen, die die erste Generation der Grünen aufwies.

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Bei der großen Demonstration vom 12. September, die gegen das neue Arbeitsgesetz Macrons gerichtet war, skandierte die Antifa: „Le grand remplacement, c’est maintenant !“ – „Der große Austausch ist jetzt!“

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Nie erschien Frauke Petry auf den Fotos der seriösen Presse so madonnenhaft unschuldig, so ansehnlich wie heute.

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Die Plattform Figaro Vox hat die Behauptung aufgestellt, daß die Art und Weise, wie die Justiz die brutale Ermordung von Sarah Halimi, einer französischen Jüdin, durch Kobili Traoré, ihren muslimischen Nachbarn, behandelt hat, nur damit zu erklären sei, daß man den muslimischen Block – etwa sechs Millionen Menschen – im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen nicht brüskieren wollte, während die jüdische Minorität – etwa fünfhunderttausend Menschen – als vernachlässigenswerte Größe galt.

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Geistliche Zustände: Man sitzt im Speisewagen, ohne Vorwarnung nimmt einer der Tischgenossen die Gelegenheit zur Gesprächsaufnahme wahr, genauer: die Gelegenheit, ein Bekenntnis abzulegen. Er sei jetzt 56 und fange noch einmal von vorne an, seine Ehe sei kaputt, die Kinder erwachsen, er habe sich entschlossen, Geistlicher zu werden, es stehe nur noch die Annullierung der Ehe aus, damit die Weihe vollzogen werden könne, denn – er macht eine dramatische Pause – das Sakrament der Ehe und das der Weihe schlössen einander aus. Durch den Enthusiasmus fortgerissen, war mein Gegenüber so laut geworden, daß der ganze Waggon Zeuge werden durfte. Alle anderen Gespräche verstummten. Unbeeindruckt warf mein Gegenüber die Haartolle zurück und blickte mich erwartungsvoll an. Aber mir hatte es die Sprache verschlagen.

Die nächste „Gegenaufklärung“ des Historikers Karlheinz Weißmann erscheint am 20. Oktober in der JF-Ausgabe 43/17.